Station: [11] Materialkammer


Nein, nein, Sie sind hier nicht ein einer weiteren Apotheke, sondern in der ehemaligen Materialkammer unserer Apotheke. Hier wurden größere Mengen an Rohstoffen zur Herstellung von Arzneien verwahrt. Früher war es nicht so wie heute, dass die Apothekerinnen und Apotheker mehrmals täglich Bestellungen aufgeben konnten, die binnen weniger Stunden geliefert werden. Oftmals gab es eine Lieferung nur einmal im Jahr, daher brauchte jede Apotheke auch ein großes Lager.

Wir haben in der Materialkammer eine Apothekeneinrichtung integriert, die zwischen 1870 und 1880 für die Obere Hofapotheke im benachbarten Wertheim gebaut wurde. In den 1920er-Jahren wurde sie an die Burg-Apotheke in Rothenfels verkauft. Dort stand sie bis zur Schließung im Jahr 1975.

Hier sehen Sie auch den schönen Mörser aus Marmor, den wir Ihnen versprochen haben. Der Teeschrank links in der Ecke ist aus den 1850er-Jahren und stammt aus der urgroßväterlichen Hirsch-Apotheke im westfälischen Rüthen. Kleinere Mörser stehen auf dem – Achtung ein Totenkopf! – Giftschrank rechts vor dem Aufsatzregal.

Verschiedene Apothekerwaagen, darunter Fein- und Handwaagen, präsentieren wir auf dem Rezepturtisch in der Mitte des Raumes. Wie Sie sich bestimmt erinnern, ist es der Tisch zum Herstellen der Arzneien.

Aufschlussreich ist auch ein Blick in das Rezept-Kopierbuch, das hier liegt. Unser Bespiel ist aus den Jahren 1898 / 1899. Eingetragen wurde das tägliche Pensum an hergestellten Rezepturen mit Empfängernamen, Zusammensetzung und Taxpreis. Es dokumentiert gleichzeitig, dass Apothekerinnen und Apotheker 365 Tage im Jahr arbeiteten, auch an Feiertagen. Und es zeigt, dass der finanzielle Gewinn bescheiden waren. Für das wirtschaftliche Überleben wurde deswegen in jeder Apotheke so gut wie alles, was irgendwie mit Chemie zu tun hatte, gefertigt und verkauft – von Tinte über Farben bis hin zu Feuerwerkskörpern.

Öffnen Sie ruhig die Schubladen der Schränke in diesem Raum. In ihnen finden Sie eine große Auswahl an Verpackungsmaterialien und Arbeitsgeräten aus der Zeit von 1900 bis 1920. 

Ihre nächster Stopp ist an den Glasvitrinen.

Alle Abbildungen: © Trüpschuch