Station: [2] Die Steinzeit auf Föhr


M: Mittelsteinzeit, Jungsteinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit und frühes Mittelalter: In diesem Raum durchlaufen Sie wie in einem Zeitraffer 10.000 Jahre Föhrer Geschichte: von den umherstreifenden Menschen vor 10.000 Jahren, über die ersten sesshaften Siedler bis zur Einwanderung der Friesen.

F: Wir beginnen mit dem ältesten von Menschen gefertigten Objekt des ganzen Museums: einer kleinen Knochenharpune, 8.000 Jahre alt, gleich links in der ersten Vitrine. Sie war ursprünglich an einem Stock befestigt und diente dazu, vorbeischwimmende Fische aufzuspießen. Gefunden durch Zufall, bei Bauarbeiten, in vier Metern Tiefe in der Wyker Marsch. Sie zeugt nicht nur von einer frühen Anwesenheit von Jägern und Fischern auf der heutigen Insel Föhr, sondern auch von den tiefgreifenden Änderungen, die die Landschaft durchlaufen hat:

M: Noch in der Mittleren Steinzeit lag der Meeresspiegel fast 100 Meter unter heutigem Niveau, so dass man sogar trockenen Fußes von Dänemark nach England kam. Föhr – als roter Kreis auf der Karte in der Vitrine markiert – lag weit im Landesinneren. Mit der Harpune wurden also keine Meeres- sondern Flussfische gefangen!

F: Im Verlauf der Jungsteinzeit stieg der Meeresspiegel fast auf das heutige Niveau an. Immer mehr Land ging verloren, aber Föhr, Amrum und Sylt blieben als Inseln bestehen. Ihre etwas höher gelegenen Geestkerne bestehen aus Sand, Lehm und Geröll, das die eizeitlichen Gletscher hier abgelagert hatten. Die tiefliegende Marsch entstand viel später aus Ablagerungen von Meeressedimenten. Tief in diesen Schichten lag die Harpune.

M: In der Jungsteinzeit wanderten Menschen der so genannten „Trichterbecherkultur“ bzw. des „Großsteingrabvolks“ ein. Sie waren sesshaft. Mit Feuersteinbeilen rodeten sie die Wälder und betrieben Ackerbau und Viehzucht. Sie hinterließen typische, trichterförmige Tongefäße, die aufwendig verziert waren. Und sie begruben ihre Toten zunächst einzeln in Grabkammern aus großen Findlingen, über denen ein Erdhügel aufgeschüttet wurde. Im ältesten Grab der Insel, dem so genannten „Urdolmen“ am Utersumer Deich fand man eine Beilklinge und eine Gefäßscherbe.

F: Im Laufe der Zeit wurden die Gräber größer und nahmen mehrere Verstorbene auf. In einem Garten in Nieblum wurde zufällig eine große Grabkammer gefunden, in der auch Klingen und Meißel aus dem besonderen roten Helgoländer Feuerstein lagen. Wie waren sie von Helgoland über die raue Nordsee nach Föhr transportiert worden? Offenbar verfügten die Menschen der ausgehenden Steinzeit bereits über hochseetüchtige Boote!

Fotos: © Dr.-Carl-Häberlin-Friesen-Museum