Station: [228] Seelenvögel


Flog in den Vorstellungen der bronzezeitlichen Menschen die Seele des Verstorbenen einem Vogel gleich ins Jenseits? Tatsächlich spielte die Vogelsymbolik eine herausragende Rolle im Grabkult der späten Bronzezeit. Tonklappern in Vogelform sind beispielsweise in den Gräbern aus Liebersee zu finden, dem Gemeinschaftsgrab und der Blockbergung in diesem Raum. Vogelfederartige Muster wurden auch in Gefäße geritzt.

Innen hohl und mit Steinchen oder Tonkügelchen gefüllt, lassen sich mit diesen Vogelklappern rhythmische Geräusche wie bei einer Kinderrassel erzeugen. Doch wurden die Klappern nicht nur in Kinder- sondern auch in Erwachsenengräbern gefunden. Meist stellen sie Wasservögel dar und befinden sich in unmittelbarer Nähe eines Schöpfgefäßes. Manchmal wurde die Vogelfigur auch selbst als Gefäß getöpfert.

Vogelfiguren kommen zudem in Verbindung mit flachen Schalen, mit kleinen Scheiben und mit Wagenmodellen vor. Ovale Schalen verkörpern vermutlich Boote und die Scheibe ist ein Symbol für die Sonne. Wird hier die uralte Vorstellung sichtbar, nach der die Sonne tagsüber mit dem Wagen über den Himmel fährt und des Nachts mit dem Boot den Ozean überquert? Manchmal tragen Vögel auch Rinderhörner. Möglicherweise verweisen diese Symbole in der Vorstellung der bronzezeitlichen Menschen auf die Grundlagen bäuerlicher Existenz: Wasser und Sonne. Der Mensch selbst wird erst in der frühen Eisenzeit dargestellt, wie wir an einer menschlichen Klapperfigur aus Niederkaina sehen können.