Station: [313] Bergbau – Wiege sächsischen Reichtums


Als etwa 300 Jahre nach dem ersten „Berggeschrey“ nahe Schneeberg erneut Silber in großem Ausmaß gefunden wird, bedeutet dies Segen und Fluch zugleichDieses zweite „Berggeschrey“ bringt dem Land finanziellen und geistigen Reichtum und verändert das Leben sowie die Landschaft im Erzgebirge auf Dauer grundlegend.

Immer tiefer dringt der Mensch in den Berg vor. Gruben und Schächte müssen ausgebaut, Wasserhebung und Erzaufbereitung verbessert werden. Nur so wird das bisher unerreichbare oder minderwertige Gestein nutzbar.

Mit der Erforschung neuer Technologien entwickelt sich die Montanwissenschaft, als deren geistiger Vater der Universalgelehrte Georg Agricola gilt. Sein Hauptwerk „De re metallica“, die zwölf Bücher vom Berg- und Hüttenwesen, galt bis ins 19.Jahrhundert als technologisches Standardwerk.

Mehr als zwanzig Jahre studierte Agricola das Arbeiten und Leben der Berg- und Hüttenarbeiter vor Ort. Die Ergebnisse seiner Studien fasste er in einem einmaligen und mit Holzschnitten reich bebilderten Fachbuch zusammen. Es dokumentiert den höchsten Wissenstand auf dem Gebiet des Berg- und Hüttenwesens im 16.Jahrhundert

Agricola berichtet in seiner Abhandlung auch von Frauen- und Kinderarbeit. Über die gefährlichen und todbringenden Erkrankungen der Berg- und Hüttenarbeiter hingegen schreibt er nichts.

Dies übernimmt sein Zeitgenosse Paracelsus, der dafür durch halb Europa und natürlich auch ins Erzgebirge reist. Zehn Jahre währen seine Forschungen. Im Manuskript „Von der Bergsucht“ schildert er besonders häufig auftretende Leiden der Bergleute. Die Lungensucht, eine Form von Lungenkrebs, gehörte ebenso dazu wie der Feuerstar, eine Linsentrübung des Auges aufgrund hoher Strahlungsenergie.

Ursache dieser und anderer typischen Erkrankungen der Berg- und Hüttenleute waren radioaktive Zerfallsprodukte beim Erzabbau sowie aufsteigende Bleidämpfe beim Schmelzen der Erze.

Unsere Bergbaulandschaft führt Sie nun durch acht der zwölf Bücher vom Berg- und Hüttenwesen Agricolas. Steigen Sie mit uns hinab in die Gänge und Kluften des Berges und sehen Sie dem Bergmann bei seiner schweren Arbeit unter Tage über die Schulter. Erfahren Sie, wie sich die Methoden und Technologien veränderten und welche Auswirkungen dieses zweite Aufblühen des Bergbaus auf das gesellschaftliche Leben und die Landschaft Sachsens hatte.

In den nachfolgenden Vertiefungstexten hören Sie, wie sich der Bergbau auch auf die Alltagskultur der Menschen auswirkte und welche Rolle er für Bildung und Landschaft im damaligen Sachsen spielte.