Station: [159] Schocken-Villa, Jerusalem


Die Zusammenarbeit zwischen Erich Mendelsohn und dem ebenfalls emigrierten jüdischen Unternehmer Salman Schocken setzte sich in den 1930er-Jahren fort. Mendelsohn, der zu dieser Zeit noch in England und Palästina agierte, wurde von Schocken beauftragt, dessen Privathaus in Jerusalems Stadtteil Rehavia zu entwerfen. Als Vorbild hatte Schocken Mendelsohns Haus am Rupenhorn in Berlin vor Augen. Allerdings mussten nun die besonderen klimatischen Bedingungen beachtet werden. Tatsächlich verbindet beide Gebäude eine gewisse Ähnlichkeit in Form und Charakter, vor allem in den vorgelagerten Terrassen. Die schmalen Türen und Fenster an Schockens Haus dienen jedoch ebenso wie die Pergolen dem Sonnenschutz.

Mendelsohn beobachtete sorgfältig und fühlte sich in das Land, seine Natur und Bautradition ein. Damit schuf er eine neue Bauweise für Palästina – im Gegensatz zu Neubauten anderer Architekten, die oft Kopien aus den Herkunftsländern waren. Die 1935 bis 1938 aus Betonsteinen errichtete Schocken-Villa musste er aufgrund der Bauvorschriften mit dem Jerusalemer Sandstein verkleiden.

Auch die Schocken-Villa in Jerusalem wurde zu einem Gesamtkunstwerk: Mendelsohn entwarf nicht nur den Bau, sondern auch die Ausstattung und den Garten. Zudem gab er Anweisungen für die Gartenpflege. So riet er das Vogelbad stets mit Wasser zu füllen, um Vögel dauerhaft in den Garten zu locken. Schockens Enkel haben das Haus jedoch eher wie eine Jugendherberge oder Kaserne wahrgenommen, was an der regelmäßigen Zimmeranordnung an einem langen Flur gelegen hat.

Während das Wohnhaus entstand, ließ Schocken von Mendelsohn auch eine Bibliothek errichten. Die Schocken-Bibliothek steht in unmittelbarer Nähe zur Schocken-Villa und ist im Modell in der dritten Erkeretage zu sehen.

Anwachsender Nationalismus, ein arabischer Aufstand und ein verhängter Baustopp in Palästina erschwerten bald das Leben der Mendelsohns. Zudem sah sich Erich zunehmender Kritik von Berufskollegen aus Tel Aviv ausgesetzt. Als deutsche Truppen unter General Rommel 1941 nach Ägypten vormarschierten, wurde auch in Palästina die Kriegsgefahr spürbar. So entschlossen sich Erich und Luise das Land zu verlassen. 1941 gingen sie in die USA.