Station: [361] Salman Schocken als Perfektionist


Salman Schocken war nicht nur am Inhalt seiner Bücher interessiert, sondern ebenso an ihrer Gestaltung. Einband, Satzbild und Typografie sollten mit dem Inhalt ein Gesamtkunstwerk bilden. Denn das Erscheinungsbild eines Buches spiegelte seiner Meinung nach den Geist der Zeit wider, in der es entstanden war.

Schocken orientierte sich an der Doves Press London, einer exklusiven britischen Privatpresse mit Buchbinderei. Deren Markenzeichen war eine klare und schlichte Typografie, lediglich betont durch rote Initialen und Kolumnentitel. Die Bücher waren sorgfältig gesetzt und kostbar ausgestattet.

Bei der Gestaltung der Schocken-Bücherei dienten die Bände der Insel-Bücherei als Vorbild. Lediglich im größeren Format, dem einfarbigen Einband sowie der Anordnung und Größe des Rücken- und Titelschildes gibt es Abweichungen. Einige Buchtitel sind sogar parallel erschienen, in der Insel- und der Schocken-Bücherei.

In Palästina widmete sich Schocken explizit der Typografie. Mit der Gestaltung der Titelschrift der Tageszeitung „Haaretz“ beauftragte er die Gestalterin und Kalligraphin Franziska Baruch. Sie entwarf für ihn eine modernisierte hebräische Letter, die als Schocken-Baruch-Schrift seit 1958 käuflich erwerbbar ist. 1948 erschien das erste Buch aus dem Schocken-Verlag Tel Aviv mit den Lettern der Schocken-Baruch Schrift: eine Biographie des israelischen Staatspräsidenten Chaim Weizmann. Die Schocken-Baruch-Schrift ist auch im ersten israelischen Pass und auf den ersten israelischen Geldscheinen der Anglo-Palestine-Bank verewigt. Architekt dieser Bank war Erich Mendelsohn. Ein Modell des Bankhauses können Sie sich in der ersten Erkeretage ansehen.

Eine moderne und einheitliche Gestaltung erhielten zudem die Werbematerialien des Schocken-Konzerns. Inspiriert durch die Bauhaus-Bewegung entstand das Schocken-S, das ab 1926 als Logo des Schocken-Konzerns diente. Eine Abwandlung dieses Zeichens wird bis heute von „Schocken Books“ New York sowie von Hillel Schocken, dem Urenkel Salman Schockens, für sein Architekturbüro verwendet. Die hebräische Variante von Franziska Baruch nutzt nach wie vor der Schocken-Verlag in Tel Aviv.