Station: [16] Neapolitanische Krippe


M: Sie befinden sich akustisch in der lebhaften Via Gregorio Armeno in Neapel, einer Straße, in der sich ausschließlich Krippengeschäfte befinden. Die Hafenstadt im Süden Italiens ist seit Jahrhunderten die zentrale Krippenstadt Italiens. Nur um eine Vorstellung von Zeit zu bekommen: Die älteste bekannte Krippe Neapels ist aus dem Jahr 1478 und in der Kirche San Giovanni di Carbonara ausgestellt.

F: Das goldene Zeitalter der neapolitanischen Krippen fällt allerdings in die Zeit von 1725 bis 1790. Adelige, Patrizier und Kirchenfürsten schmückten ihre Paläste mit Krippen. Daher auch die hochwertige Ausbildung der Krippenkunst: Die Köpfe der Figuren wurden aus Ton geformt und gebrannt. Nach dem Brennvorgang wurden die Glasaugen eingesetzt. Die Gliedmaßen sind aus Holz geschnitzt, der Körper aus Drahtgestell mit Heu und Pflanzenfasern gestaltet. Die Figuren sind in prächtige Gewänder gehüllt. Noch im 18. Jahrhundert gab es in Neapel Stoffmanufakturen, in der Stoffe nach Originalen für die Krippenkunst nachgewoben wurden.

M: Ein weiteres Kennzeichen ist die üppige Verwendung von sogenannten „Finimenti“, also kleinteiligem Beiwerk – hier sind es zum Beispiel Orangen und Kohlköpfe. Freuen Sie sich auf Station 18 und die Krippe von Claudio Mattei. Auch er hat seine Krippe liebevoll mit kleinen Accessoires ausgeschmückt. In Neapel ist es eine eigene Kunst, diese Finimenti herzustellen. Sie werden aus eingefärbtem Wachs per Hand geformt.

F: Die Neapolitanische Krippe, vor der Sie stehen, steht exemplarisch für die Krippentradition in Neapel. Typisch ist der Krippenkasten, hier können Sie die Figuren und Aufbauten von allen Seiten gleich gut betrachten.

M: Die heilige Familie, Ochs' und Esel, Hirten und einige Schafe – neapolitanische Krippen leben von ihrer großen Anzahl an Figuren. Sie sind zwischen 200 und 250 Jahre alt – und beweglich. Der Hirte spielt auf einem Dudelsack, Zampogna heißt das Blasinstrument auf italienisch. Der Dudelsack ist ein typisches Schäferinstrument – und sein Klang aus keinem Krippenspiel wegzudenken.

F: Wenn Sie weitergehen, werden Sie auf der linken Seite noch eine weitere neapolitanische Krippe entdecken – leicht zu erkennen an ihrem typischen Aufbau und ihren Figuren.

Fotos: © Krippenmuseum und © Trüpschuch