
Ein neues Kapitel in Coyoacán: Das Museo Casa Kahlo – „Casa Roja“ eröffnet im September 2025
Am 27. September 2025 feiert Coyoacán, das kulturelle Herz Mexiko-Stadts, gleich zwei Meilensteine: Seit 1958 zieht die Casa Azul Besucher aus aller Welt an, ab Herbst bereichert nun mit der Museo Casa Kahlo, liebevoll „Casa Roja“ genannt, ein zweiter Ort das Erbe Frida Kahlos – und das erstmals in direkter Trägerschaft ihrer eigenen Familie.
Vom Elternhaus zum Familienarchiv
Die Casa Roja war ursprünglich das Wohnhaus von Fridas Eltern und später ihrer jüngeren Schwester Cristina. Jahrzehntelang verwahrte die Familie hier ein privates Archiv mit persönlichen Briefen, Fotografien und Alltagsgegenständen. Viele dieser Schätze blieben bis dato der Öffentlichkeit verborgen – bis vor allem Fridas Großnichte Mara Romeo Kahlo begann, Interessierte und Forschungspersönlichkeiten ins Haus einzuladen, u. a. Salma Hayek. Nun wird aus dem vertrauten Rückzugsort ein modernes Museum, das den Blick auf Fridas Kindheit und Jugend richtet.
Ana Garduño vom Instituto Nacional de Bellas Artes fasst es zusammen:
„Fridas Schreiben ist kreativ, witzig und scharfzüngig – ein direkter Einblick in ihre Stimme und faszinierende Persönlichkeit.“
Einblicke in frühe Schaffensjahre
Im Gegensatz zur Casa Azul, die Kahlos späteres Leben und ihr künstlerisches Schaffen mit Diego Rivera beleuchtet, widmet sich Casa Roja ausschließlich den prägenden ersten Jahren. Zu den Highlights zählen:
- Kinderspielsachen: Original-Puppen und Stofftiere, mit denen Frida im mexikanischen Bürgertum aufwuchs.
- Erste Nadelarbeiten: Ein Kreuzstich, den sie bereits mit fünf Jahren anfertigte – Zeugnis früher Kreativität.
- Erstes Ölgemälde: Ein Selbstporträt im jugendlichen Leichtsinn, lange als verschollen gegolten.
- Familienfotografien: Schnappschüsse von Guillermo Kahlo, die Künstlerin und Familie in ungeschminkter Intimität zeigen.
- Entdecktes Wandgemälde: Das vermutlich einzige muralistische Werk Fridas, vor Kurzem im Hausinneren wiederaufgefunden.
Diese Objekte erzählen nicht nur von technischer Übung, sondern vor allem von einem heranwachsenden Menschen, der bald zur globalen Ikone werden sollte.
Trägerschaft und Kontroversen
Anders als die Casa Azul, die seit 1958 von einer Stiftung unter dem Patronat der mexikanischen Zentralbank verwaltet wird und aktuell in eine Debatte um verschollene Werke verstrickt ist, befindet sich die Casa Roja vollständig in Familienhand. Geleitet wird das neue Museum von Adán García Fajardo, derzeit Direktor des Museo Memoria y Tolerancia, und beaufsichtigt von der 2024 in New York gegründeten Fundación Kahlo. Diese unabhängige Non-Profit-Organisation fördert lateinamerikanische Kunst und arbeitet bewusst losgelöst von den politischen Turbulenzen um die Casa Azul.
Mara Romeo Kahlo betonte in ihrer Eröffnungsbotschaft:
„Fridas Erbe gehört der Welt – doch es beginnt hier, auf diesem Boden, in diesen Räumen, in der Kultur, die sie geprägt hat.“
Stärkung der Kahlo-Pilgerstätte Coyoacán
Mit der Casa Roja erhält der Stadtteil Coyoacán nun zwei Museen, eine Vielzahl von Kahlo-Tourismus-Angeboten und zahllose Insta-taugliche Fotomotive: von lebensgroßen Bronzestatuen bis zu bunten Street-Art-Wänden. Zugleich reiht sich die Casa Roja in jenen Trend neuartiger, privat getragener Kulturbereiche in Mexiko-Stadt ein – neben Projekten wie Fernando Romeros kommender Wiedereröffnung von La Cuadra San Cristóbal.
Fridamania: Ein globales Phänomen
Die Eröffnung unterstreicht Frida Kahlos ungebrochene Faszination:
„Frida verstand es, das Persönliche ins Universelle zu verwandeln“, so Celia Stahr, Autorin von Frida in America (2020).
„Vor dreißig Jahren hielt man Fridamania für eine Modeerscheinung“, ergänzt der Kahlo-Kenner Gregorio Luke, „doch ihr Interesse ist zeitlos gewachsen.“
Tatsächlich erzählt Casa Roja eine neue Facette dieser Ikone – nicht nur als Künstlerfigur, sondern als junges Mädchen mit Träumen, Widersprüchen und einem unbändigen Willen zur Selbstreflexion.
Wer plant, im kommenden Herbst das reiche kulturelle Geflecht Kahlos zu erkunden, sollte jetzt schon Tickets reservieren. Die Casa Roja verspricht nicht nur einen faszinierenden Einblick in Kindheit und familiären Alltag, sondern auch in die Wurzeln jener Künstlerin, die bis heute Millionen inspiriert.
Quelle:
https://www.theartnewspaper.com/2025/06/10/new-frida-kahlo-museum-mexico-city-casa-roja
Praktische Informationen für den Besuch
- Ort: Calle Xicoténcatl 199, Coyoacán, Mexiko-Stadt (nahe Casa Azul)
- Eröffnung: 27. September 2025
- Träger: Fundación Kahlo (Familie Kahlo)
- Leitung: Adán García Fajardo