Station: [17] Saal 12 - Ateliergeheimnisse
Knarrende Dielen, kleinere Fenster, schmucklose Wände – das Dachgeschoss ist deutlich bescheidener ausgestattet als die bisherigen.
Hier war das Personal untergebracht. Und der Raum geradeaus ist im historischen Grundriss mit „Atelier“ bezeichnet. Der Raum rechts daneben mit „Daiwaille". Koekkoek hatte hier für Schwiegervater und oder Schwager ebenfalls ein Atelier eingerichtet. Hier arbeitete er in seinen letzten Lebensjahren auch selbst, als ihm der Weg zu seiner eigentlichen Werkstatt im Turm zu beschwerlich wurde.
Heute werden im zweiten Obergeschoss Wechselausstellungen gezeigt.
Wir besuchen zuerst den rechts liegenden Raum.
Aus dem Besitz des Landschaftsmalers haben sich der Atelierspiegel, eine sogenannte Psyche, und der kleine mit Brokatstoff bezogene Sessel erhalten. Ein Spiegel ist zur Lenkung des Lichtes ein notwendiges Gebrauchsmöbel in einer Malerwerkstatt. Auch der Sessel hatte dort seinen Platz. Mit ihm verbindet sich eine ganz besondere Geschichte:
Auf ihm – so will es die Familienlegende – soll bei einem Atelierbesuch einer der wichtigsten Auftraggeber Koekkoeks gesessen haben: Der niederländische König und Großherzog von Luxemburg Willem der Zweite.
Schreibtisch, Malkasten und Staffelei gehören ebenfalls zur Ausstattung eine Künstlerwerkstatt und stammen aus dem Besitz mehrerer Generationen der Malerfamilie Koekkoek.
Mit Zeichnungen und Ölskizzen hält sich der Künstler in Übung. Nun hören wir, was er uns selbst über die Entstehung seiner Kunstwerke verrät. Schauen wir uns dazu die vielen Ölskizzen an, die in Vorbereitung für ein Gemälde entstanden sind.
„Ich fertige keine Zeichnungen des oder der Darstellungen an, die ich auf die Leinwand oder Holz malen möchte, denn ich finde es unangenehm, dasselbe zweimal zu machen, sondern beginne sofort, den entworfenen Plan auf die Leinwand zu bringen.
Nachdem ich meine Komposition richtig skizziert und durchdacht habe, insbesondere die Anordnung von Licht und Dunkelheit, beginne ich, sie mit Ölfarbe breit anzulegen, wobei ich so weit wie möglich versuche, den Farbton oder Kolorit einzubringen, in dem/der ich meine Landschaft, oder was auch immer, sehen möchte, wenn sie fertig ist. Ich lege unmittelbar und dauerhaft die Wirkung des Sonnenlichts, des Tages und des Schattens fest, ohne mich im Weiteren damit zu beschäftigen. Dies ermöglicht es mir, in meinem fertigen Gemälde ein Ganzes zu sehen, das ich vor Beginn meiner Arbeit in kurzer Zeit auf der Tafel oder Leinwand gesehen habe, und die Harmonie der zusammengesetzten Objekte und Farben zu beurteilen, während es mir gleichzeitig leichter fällt, beim Malen viele Verbesserungen und Verschönerungen vorzunehmen.
Und weiter: „Es ist nicht möglich, die Feinheit der Farben, die Transparenz der Lüfte, das sacht zerfließende und durchscheinende Grün von Wasserflächen und anderen durchscheinenden Gegenständen zu erreichen, ohne vorher eine gute Untermalung gemacht zu haben. Alle diese Gegenstände müssen, sollen sie den Grad von Schönheit und Natürlichkeit erlangen, der sie am stärksten der Natur annähert, gewiss mehr denn einmal mit dünnen und zarten Farben übereinander gebracht werden. Die Fadheit oder Stumpfheit, von der man meinen könnte, sie käme auf diese Weise in das Bild, kann sehr gut durch ein paar schnelle, aber mit Bedacht eingesetzte Lichter oder pikante Lichter vermieden werden.“
Soweit der Ausflug in das Atelier.
Mit Mitte 50, Barend Cornelis Koekkoek ist ein anerkannter und höchst erfolgreicher Künstler, beendet ein Schlaganfall seine Karriere. Er kann nicht mehr arbeiten und begnügt sich fortan mit dem Sortieren und Datieren seiner Zeichnungen.
Am 5. April 1862, stirbt er im Alter von 58 Jahren. Im selben Jahr wird ihm eine letzte Ehrung zuteil: Auf der Weltausstellung in London vertritt Koekkoek seine Heimat, die Niederlande.
Damit endet unsere Audioführung durch das Innere des Künstlerhauses. Bitte nehmen Sie die elegant geschwungene Treppe und begeben Sie sich wieder nach unten.
Sie können jedoch gerne noch bleiben und den Garten besuchen, wo Sie zwei weitere Stationen hören können. Bitte erkundigen Sie sich bei einem Mitarbeiter nach den Öffnungszeiten.
Wir hoffen, Ihnen hat Ihr Besuch gefallen. Vielen Dank fürs Zuhören! Wir freuen uns darauf, Sie bald wieder hier im B.C. Koekkoek-Haus begrüßen zu dürfen.
Foto Treppenhaus: © Janusz Gruenspeck