Station: [14] Geld in Wiedenbrück


Geld ist nicht alles. Aber ohne Geld ist alles nichts.

Das ist in Wiedenbrück genauso wie überall.

Doch das Geldwesen hatte für Wiedenbrück schon immer eine besondere Bedeutung: Seit der Verleihung des Markt-, Münz- und Zollrechts im 10. Jahrhundert durften hier Münzen geprägt werden. Allerdings war Wiedenbrück nur eine von 75 Münzstädten in Westfalen. Die ersten erhaltenen Münzen stammen aus dem hohen Mittelalter: Die Wiedenbrücker Pfennige bestehen aus Silber und zeigen auf der Vorderseite den jeweils amtierenden Bischof, auf der Rückseite das Osnabrücker Rad, das nach und nach auch zum Wiedenbrücker Wappenzeichen wird. 

Ab der frühen Neuzeit und bis ins 18. Jahrhundert hinein wurden in Wiedenbrück Münzen aus Kupfer geschlagen, die ebenfalls das sechsspeichige Rad zeigen. Was daran neu war: Im Gegensatz zu den Münzen aus Edelmetall, lag der Tausch- oder Nominalwert der Kupfermünzen deutlich über ihrem eigentlichen Materialwert. Diese Diskrepanz zwischen dem Wert des verarbeiteten Metalls und dem Nominalwert des Geldes ist für uns heute selbstverständlich.

Nach dem Ersten Weltkrieg nahm dieses Missverhältnis jedoch schwindelerregende Ausmaße an: In der Inflation von 1923 stieg der Nominalwert der ausgegebenen Scheine in astronomische Höhen. Städte und Gemeinden steuerten mit eigens ausgegebenem Notgeld dagegen.

Die von der Stadt Wiedenbrück in Umlauf gebrachten Notgeld-Scheine erzählen in lokalem Platt von der « goude olle teid » und erinnern an Begebenheiten aus der Stadtgeschichte oder setzen amüsante Anekdoten in Szene: von der Eroberung der Stadt im Dreißigjährigen Krieg über die „Kreuztracht“, also die Karfreitagsprozession unterm Patersbogen hindurch, das Singen des Osterweckrufs im Morgengrauen, die Bildnisse der Stadtherren in der Mauer des Franziskanerklosters bis hin zu einem schläfrigen Nachtwächter, der sich in die Federn kuschelt, während draußen Diebe und Flammen ihr Unwesen treiben.

Schöne Erinnerungen in harten Zeiten!

Alle Abbildungen : Torsten Nienaber, © Wiedenbrücker Schule Museum