Station: [2] Das Töpfern


Töpfern ist Ganzkörpereinsatz und Maßarbeit!

Zuerst setzt man sich an die Töpferscheibe und bringt mit beiden Füßen das schwere Schwungrad aus Eichenholz auf Touren. Dann nimmt man einen Batzen Ton und wirf ihn mittig auf die schnell drehende Scheibe. Verfehlt der Ton die Mitte und erzeugt eine Unwucht, spritzt er in alle Richtungen und reißt den Töpfernden mit sich quer über die Scheibe. Sitzt der Ton richtig, zieht man ihn auf der drehenden Scheibe hoch und bringt ihn in die gewünschte Form.

Zum Formen der Gefäße wurden spezielle Hilfsmittel entwickelt: Nach dem Hochziehen des Tons nutzt man zum Formen des Gefäßes von außen Kamm- und Bauchschiene. In enghalsige Gefäße kann man mit dem Flaschenknecht hineingreifen. 

Fußbetriebene Töpferscheiben, wie die hier Stehende waren mindestens vier Jahrhunderte lang in Bürgel gebräuchlich. Seit etwa 100 Jahren laufen die Scheiben elektrisch und müssen nicht mehr mit Muskelkraft angetrieben werden. Eine schweißtreibende Angelegenheit bleibt das Töpferhandwerk dennoch!

 

Der auf den Scheiben verarbeitete Ton wurde rund um Bürgel in sogenannten Glockenschächten abgebaut: Das waren 4 bis 6 Meter tiefe Gruben, die sich nach unten hin verbreiterten. Wenn eine Grube einzustürzen drohte, wurde sie aufgegeben und an anderer Stelle ein neuer Schacht gegraben.

Der so gewonnene Ton musste dann mühsam aufbereitet werden: In einer gemauerten Grube, der „Sumpfgrube“, wurde er mit Wasser versetzt, getreten und dadurch geschmeidiger gemacht.

Außerdem zog man alle Verunreinigungen heraus, die sonst die Qualität des fertigen Produkts gemindert hätten. Nachdem die letzten Unreinheiten und Lufteinschlüsse herausgeschlagen waren, kam der Ton auf die Töpferscheibe… und dann als Gefäß in den Ofen.

Der Verkauf der fertigen Gefäße oblag zumeist den Meisterfrauen. Wenn ein Markt anstand, wurde ein Fuhrwerk gemietet, mit der Ware beladen und die Meisterin ließ sich zum Markt fahren. Dort musste alles verkauft werden, an Endverbraucher oder Zwischenhändler – zum Ende der Marktzeit auch oft unter Herstellungspreis. Denn unverkaufte Ware mit zurückzunehmen war nicht möglich. Auf den Heimweg ging es dann zumeist auf Schusters Rappen… bis zum nächsten Markttag.