Station: [4] Das Brennen


Jetzt wird es hitzig!

Etwa einmal im Monat wird der Ofen angeworfen. Öfen wie diese – meist doppelt so groß – waren in Bürgel von der Frühen Neuzeit bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts gebräuchlich.

Für den Brennvorgang stapelt der Töpfer die lederharte – also luftgetrocknete – Ware kunstgerecht in die Ofenkammer. Es sollte so wenig wie möglich Freiraum bleiben, denn ein Brennvorgang verbraucht mehrere Kubikmeter Holz und ist daher sehr teuer. Die Anordnung der verschiedenen Gefäße muss wohlüberlegt und präzise sein, denn die Töpferware schwindet, also schrumpft um etwa 15% während des Brandes. Nicht auszudenken, wenn ein Fehler beim Einstapeln die Gefäße zum Einsturz brächte und so die Arbeit eines Monats zunichte machte!

Wenn die Ofenkammer gefüllt ist, wird vorn Holz eingelegt und angezündet. Dann wird der Ofen bis auf zwei oder drei kleine Öffnungen vermauert. Durch diese Öffnungen muss während des Brennvorgangs ständig Holz nachgelegt werden. Durch sie wird auch die Smalte geworfen, die auf den vorne stehenden Gefäßen die „Blaue Schürze“ hinterlässt. Je mehr Blau auf dem Gefäß, desto näher stand es am Feuer, desto heißer wurde es gebrannt, desto hochwertiger ist es. Ganz einfach!

Etwa 30 Stunden lang muss die Hitze durch ständiges Holznachwerfen konstant gehalten werden. Die Töpferware steht dabei in direktem Kontakt zu den Flammen. Vorne rechts, beim Feuer und oben, wo sich die Hitze sammelt, werden die höchsten Brenntemperaturen erreicht. Hier entsteht das Steinzeug. Weiter hinten, im weniger heißen Bereich der Ofenkammer, steht die spätere Irdenware, die sich in Farbe, Klang und Porosität vom Steinzeug unterscheidet. Während bei Steinzeug nur ein Brennvorgang anfällt, sind bei glasierten Waren mindestens zwei Brennprozesse notwendig: der erste Brand, der so genannte „Schrühbrand“, bei dem das Werkstück fest wird; anschließend der „Glasur“- oder „Glattbrand“, bei dem die Glasuren eingebrannt werden.

Besonders aufwendig glasierte Stücke werden in zwei große Schalen gebettet, die schützende Brennkapseln bilden. Dreifüße und andere Brennhilfen sollen verhindern, dass die Gefäße beim Brand durch die Glasur zusammenkleben.

Nach Abschluss des Brandes werden Ofen und Töpferware noch einmal etwa 30 Stunden lang ruhen gelassen. Schließlich kann der Ofen geöffnet und ausgenommen werden. Öffnet man den Ofen zu früh, kann die Ware durch den starken Temperatursturz zerspringen.