Station: [5] Die Töpferinnung


Versuchen Sie einmal, aus dem so genannten „Vexierkrug“ zu trinken. Durch den durchbrochenen Hals würden Sie sich unweigerlich das Bier übers Hemd schütten.

Eingeweihte jedoch kennen den Trick und achten auf die Löcher oben im Kranz. Das Loch direkt am Henkel führt wie ein Strohhalm ins Innere des Kruges… und ermöglicht so einen kleckerfreien Trinkgenuss.

Wenn in der frühen Neuzeit ein Lehrling seine Ausbildung in Bürgel antrat, musste er – neben der Lehrgeldzahlung - eine festgelegte Menge Bier zur Aufnahme beisteuern… Es kann sein, dass er von seinem Meister erst einmal einen solchen Krug vorgesetzt bekam, zur Belustigung der anderen Lehrlinge, Gesellen und Meister.

Im Jahr 1660 bestätigt Herzog Friedrich Wilhelm von Sachsen-Altenburg die Gründung einer Bürgeler Töpferinnung. Es ist ein Zusammenschluss von Handwerksmeistern, der der gemeinsamen Interessenvertretung dient. Bürgel zählt um 1660 fünf Töpfer und diese betreiben ihre Werkstätten innerhalb der Stadtmauern! Während andere Städte die Werkstätten mit den Brennöfen nach außerhalb verbannen, akzeptieren die Bürgeler die Brandgefahr und erlauben das gefährliche Gewerbe im Ort.

Es ist die Zeit kurz nach dem 30jährigen Krieg, als viele Städte verwaist sind und händeringend nach Zuwanderern suchen. Die Menschen wiederum wissen um den Schutz, den eine Stadtmauer bietet und lassen sich gern in ihrer Sicherheit nieder.

Auch eine Innung versteht sich als eine Art Schutzgemeinschaft, die die wirtschaftlichen und sozialen Interessen ihrer Mitglieder vertritt. Mit ihren Normen und Regeln schützt sie sowohl ihre Mitglieder als auch die Produkte ihrer Arbeit. Qualitätsmaßstäbe und Produktionsmengen werden festgelegt, die Länge und Inhalte der Ausbildung vorgeschrieben. Und nicht zuletzt trägt die Innung für die Witwen und Waisen ihrer Mitglieder Sorge.

Waren bei der Gründung der Innung fünf Töpfermeister in Bürgel ansässig, so sind es 200 Jahre später bereits 36! Innerhalb kurzer Zeit ist Bürgel zu einem wichtigen Zentrum des Töpferhandwerks in Deutschland herangewachsen.