Station: [2] Verkaufsraum


Gude Dag… 

Na, mein junges Fräulein, was darf’s denn sein? Ein Stückchen Torte oder ein paar Pralinen für die Frau Mama?

Aber nein! Ich bin doch… also ich komme doch… 

Ach! Natürlich! Die Nichte von der Frau Hauser, die Hildegard! Ich hab dich gar nicht erkannt, Gardi, bist so groß geworden!

Also… wartest an Moment, ich ruf gerad die Frau Hauser. Zum Glück haben wir ja unser Haustelefon.

Frau Hauser? Frau Hauser, ja, ihre Nichte ist angekommen. Ja, ist recht. Sie wartet hier.

Die Tante kommt gleich. Sie ist nur kurz hinten in der Backstube. Magst ein Gutsele? 

Nein, vielen Dank. Ich warte einfach.

Oder du kommst direkt hinter die Theke. Musst das Verkaufen ja jetzt lernen, gell?

Schau, da kommt schon einer. Der Herr Wickertsheimer. Ein Stammkunde.

Gude Dag, Herr Wickertsheimer, was darf’s denn sein bitteschön?

Guten Tag die Damen. Wie ist das werte Befinden? Ist das nicht ein herrliches Wetter draußen?

Ach, Herr Wickertsheimer, bei so einem Wetter… nicht wahr? Da schmeckt ein Stückchen Torte doch nochmal so gut. Glauben Sie nicht?

Na, wenn Sie es sagen! Dann schauen wir mal… also, ich hätte gern… ich hätte gern… ach, bei Ihnen hat man wirklich die Qual der Wahl! All diese Torten, eine höher und schöner als die andere! Unbeschreiblich! Aber… heute nehm‘ ich nur ein Schächtelchen Pralinen. Ich bin doch morgen bei einem Jugendfreund eingeladen. Und da brauch ich doch ein schönes Mitbringsel für die Frau Gattin…

Ein Schächtelchen Pralinen? Sehr gern. Gardi, holst mal eine Schmuckschachtel aus dem großen Schrank dort drüben… 

Ja, sicher.

… in der mittleren Auslage...Aber sei vorsichtig beim Öffnen, dass nichts kaputtgeht. Das große Kirschbaum-Buffet mit den runden Glasschiebetüren ist doch der ganze Stolz von deiner Tante.

Er ist ja auch ganz besonders schön. Bestimmt eine echte Maßanfertigung. So. Ich hab’s. Hier ist das Schmuckschächtelchen.

… und was darf’s sonst noch sein? 

Und ein Päckchen Kekse für mich. Man gönnt sich ja sonst nichts… 

Ganz recht, ganz recht!

Hier, bitte.

Dank dir, Gardi. Und ein Päckchen Kekse, sehr wohl.

Das macht… 1 Mark 70. Na, Gardi, magst du direkt schon mal unsere große Registrierkasse bedienen?

Ach, die Dame, dann nehme ich noch ein kleines Schnäppschen… von dem Kirschlikör bitte.

Sehr wohl, der Herr. Das macht dann, warten Sie mal, dann kämen noch…

Ja, so war das damals... mein erster Arbeitstag im Süßen Löchle, mit 15: Das große Kirschbaum-Buffet stand schon an seinem Platz, die Kasse war auch schon da… und es roch wie heute nach Kaffee und feinen Speisen! … Na ja… schließlich ist meine Tante aus der Backstube gekommen, wir haben meinen Koffer nach oben in die Wohnung getragen und schon ging’s wieder hinunter zum Bedienen. Denn die Kundschaft sollte ja nicht warten müssen!

 

 

Foto: © Wagner Roland und Adelheid, Lahr