Station: [12] Gebete für Wohltäter und Stifter


Kathrine: Ach, da sind ja unsere Besucher wieder! Setzen Sie sich doch. Sie können gerne ein bisschen mitbeten.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes Amen.

Wissen Sie, Beten ist eine der wichtigsten Aufgaben im Spital …

Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geist, wie im Anfang so auch jetzt und in Ewigkeit. Amen.

Wir beten natürlich für das Wohlergehen des Spitals. Für uns selbst und natürlich für die anderen Pfründner. Vor allem aber beten wir für das Seelenheil der Wohltäter und Stifter.

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.

Was es mit diesen Wohltätern auf sich hat? Naja, das sind Leute, die dem Spital etwas haben zukommen lassen. Geld zum Beispiel. Oder Grundbesitz. Manche haben auch einen Altar gestiftet oder eine Marienfigur.

Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld. Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.

Erlösung von dem Bösen. Das ist genau das richtige Stichwort. Wissen Sie, früher hatten die Menschen noch richtig Angst vor der Hölle und vor dem Fegefeuer. Schon zu Lebzeiten versuchten sie deshalb für ihr Seelenheil nach dem Tod zu sorgen. Dazu konnte man selbst beitragen – durch einen christlichen Lebenswandel und durch Gebete, Wallfahrten und durch die regelmäßige Mitfeier der Messe.

Man konnte sich dabei aber auch helfen lassen. Und da kommen wir Pfründner ins Spiel. Begüterte Leute, Adelige und später auch Kaufleute, stiften also etwas an das Spital, ein Stück Wald oder einen Acker. Damit sichern sie das Auskommen der Pfründner. Im Gegenzug beten die Bewohner des Spitals dann für das Seelenheil der Wohltäter, auch nach deren Tod. Das nennt man auch Stiftungsfrömmigkeit. Mit der Reformation hat sich dieses Denken dann jedoch verändert und von da an wurde dem Spital auch seltener etwas zugestiftet.

Gäbe es ein Motto für das Leben im Spital, es wäre wohl „Ora est labora“. Beten ist Arbeiten. Deshalb erinnert unser Leben fast schon an das im Kloster. Mindestens einmal am Tag gibt es einen Gottesdienst, dazu noch den Rosenkranz und vor und nach jeder Mahlzeit wird natürlich auch gebetet. Und zwischendrin, da wird gearbeitet.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit, Amen.

 

Foto: © Fränkisches Spitalmuseum