Station: [18] Leben und Alltag der Pfründner


Kaspar: Noch ein Stück … noch ein kleines Stück. Ah, geschafft. Hier steht die Truhe perfekt. Direkt neben dem Bett, so wie es sich gehört. Mal schauen, ob auch alles da ist. Immerhin steckt in dieser Truhe mein ganzer Besitz.

Hemd, Hose … Handschuhe für den Winter … meine Lederkappe … mein Erspartes …

Sechs, sieben, acht Gulden. Ja, das ist nicht allzu viel, aber immerhin ein bisschen was. Hier im Spital braucht man ja aber auch im Grunde kein Geld. Da wird schon für einen gesorgt, Verpflegung, Unterkunft, Kleidung – das gehört alles zur Pfründe und wird einem vom Spital gestellt.

Aber … hm … da fehlt doch was … 

Wo ist sie denn? Ah, hier! Meine gute Tabakspfeife. Die werde ich mir nachher anstecken und genüsslich paffen. Wer weiß, wie lange das mit mir noch geht. Der Rücken schmerzt und die Knie machen auch nicht mehr mit – und dann dieser fürchterliche Husten.

Aber was ich mir Sorgen!? Wenn ich tot bin, dann geht die Truhe samt Inhalt ohnehin an das Spital. Wie nennt man das nochmal? Ach ja, Anfallsrecht! Das Spital bekommt alles und die Erben gehen leer aus. Pech gehabt! Aber so sieht es der Vertrag den man mit dem Spital eingeht vor. Die Sachen werden dann entweder verkauft oder an andere Pfründner verteilt.

Das Hemd, das ich gerade am Leib trage, stammt ja auch von einem anderen Pfründner. Wie lange hat der Christian Scheckenbach hier im Spital gelebt? Ich meine, es waren fast 30 Jahre. Als 60-Jähriger zog er ein, und jetzt, mit fast 90 ist er gestorben. Das muss man sich mal vorstellen! Ob ich wohl auch so lange durchhalte?

Ich glaube, dem Spitalmeister kann es mit meinem Ableben gar nicht schnell genug gehen. Immerhin versorgt mich das Spital mit Essen, Unterkunft und Bekleidung – und das ein Leben lang. Wenn wir alle 90 werden würden, bekäme das Spital mächtig Probleme. Da entstehen ja Kosten, die niemand kalkulieren kann. Neulich hat mir jemand erzählt, dass Pfründner nachzahlen müssen, wenn sie zu alt werden. Vielleicht zähle ich doch lieber nochmal meine Gulden …

 

Foto: © Fränkisches Spitalmuseum