Station: [8] Die Stiftskirche


In eine mächtige Wand aus Natursteinen und Ziegeln ist ein spitzbogiges Portal eingelassen – seit 700 Jahren schließt an den Südflügel der Abtei die Stiftskirche an. 

Wie in der Architektur der Zisterzienserklöster üblich, ist die Kirche ein schlichter, einschiffiger Raum, der über sieben Joche von einem Kreuzrippengewölbe überfangen wird. Die baugeschichtlich ältesten Teile der gesamten Klosteranlage liegen im Osten (also im Chor der Kirche) und im Ostflügel der Abtei. Erst kürzlich wurden bei Restaurierungsarbeiten im Innern der Kirche filigrane Deckenmalereien aus dem späten Mittelalter freigelegt.

Die Stiftskirche war über die Jahrhunderte hinweg immer wieder Umbauten und Neugestaltungen unterworfen. Am charakteristischsten ist sicherlich der imposante Stufengiebel, der das obere Drittel der Kirchenfassade dominiert. Er wirkt zwar mittelalterlich, doch er stammt vom Beginn des 20. Jahrhunderts! Als Vorbild haben die tatsächlich historischen Stufengiebel der Kapelle gedient.

Über dem Eingangsportal prangt ein fünffaches Kreuz – wegen seiner Form auch „Krückenkreuz“ genannt. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ist es überall im Kloster Heiligengrabe zu finden. Es ist das sogenannte Jerusalemkreuz, verliehen vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. Historisch korrekt müsste man sagen: „Das Kreuz der Könige von Jerusalem“… die ja bekanntlich den Titel „Beschützer des heiligen Grabes“ trugen… jedenfalls zu Kreuzfahrerzeiten. Friedrich Wilhelm der Vierte verlieh das Kreuz nun den „Beschützerinnen“ des hiesigen Heiligen Grabes, das ja in Anlehnung an das Jerusalemer Vorbild errichtet worden war.

Und auf noch ein Detail sollten Sie achten: das kleinere Portal links in der Ecke – der Eingang zur Klausur. Dieser Begriff geht ja bekanntlich auf das im Lateinischen gebräuchliche „claustrum“ zurück – was so viel heißt wie „geschlossener Bezirk“. Doch wer es im Mittelalter schaffte, in die Abtei – also in die Klausur – hineingelassen zu werden, der betrat den geschützten Raum durch dieses kleine Tor. 

Vermutlich in Anlehnung an die Schweizer Söldner, die überall an Europas Fürstenhöfen als Wachposten beschäftigt waren, heißt es noch heute… „Schweizer Tor“.

Abbildung 1 © Dietmar Rabich
Abbildung 2 © Max Ziesig
Abbildung 3 © Dietmar rabich
Abbildung 4 © Sarah Romeyke
Abbildung 5 © Sarah Romeyke