Station: [12] Lederwalze


Junge: Wow, das ist eine Maschine, also die gefällt mir.

Francke: Pass auf, nimm die Finger da weg, sonst sind sie platt wie mein Leder. 

Junge: Ach, so ängstlich bin ich nicht.

Francke: Aber etwas Respekt kannst du schon haben, 30 bis 50 Tonnen Arbeitsdruck schafft diese Walze immerhin. Mein Mitarbeiter, der auch die Buchhaltung macht, bedient sie. Den Druck stellt er am roten Rad ein und dann geht es über das Leder, ganz gemütlich, immer einmal längst und einmal quer, bis die ganze Tafel durchgewalzt ist. 

Junge: Aber warum walzt man denn noch mal das Leder, das ist doch schon richtig platt? 

Francke: Der Druck verdichte die Fasern im Leder, das macht es noch stabiler. Wenn die Walze arbeitet, dann wackelt im Nachbarhaus das Kaffeeservice im Schrank. Guck dir mal den langen Transmissionsriemen an der Wand an. 
 
Der ist komplett aus unserem guten Lohleder, der muss was aushalten, aber da reißt nichts. Das ist Qualität und hat seinen Preis. Hier mit dem Dickemessgerät kannst du die Dicke exakt überprüfen. Die Dicke stempelst du dann auf die Ware und dann kommt alles zum Verkauf in den Eingangskorridor. Da holen sich die Schuhmacher ihre Bestellung ab. 

Junge: Ja und was kostet dann so eine Lederhaut?

Francke: Leder verkaufen wir nur nach Gewicht, 22 bis 27 Mark je Sortiment bekommen wir für ein Kilo, da hinten liegt 'ne Preisliste. Mit Leder lässt sich ein gutes Geschäft machen. 

Früher noch besser, denk mal an die Soldatenstiefel, alle hatten Ledersohlen damals, und heute, nur noch Kunststoff. Aber 65 Tonnen Leder, das verkaufe ich noch im Jahr. 
 
Junge: Also, Stempel drauf und Feierabend. Großartig!

Francke: Wer hat denn hier was von Feierabend gesagt? Die alten Gruben müssen leer geschaufelt werden. Also zurück in den Grubenhof, schnapp dir eine Schubkarre und bring die abgearbeitete Lohe aus den geleerten Gruben zur Extraktionsgrube. Das ist die abgedeckte dort vor den schwarzen Wassertanks.


Fotos:  © Martina Bosse