Station: [14] Dampfmaschine / Lohmühle


Francke: Siehst du, hier ist unser Heizkessel, den hat mein Vater kurz nach dem Krieg zusammen mit dem Schornstein bauen lassen, und gleich im Nachbarraum, das Herzstück unserer Gerberei, unsere Dampfmaschine!

Junge: Toll, die gefällt mir, aber ganz schön klein, und die hält den ganzen Laden hier am Laufen?

Francke: Ja klein ist sie, und damit auch was ganz Besonderes. 
Das war mal die zweitkleinste Dampfmaschine von ganz Ostthüringen!

Junge: Na, das nenn' ich ja mal einen Rekord!

Francke: Nun werd mal nicht frech Junge! Für die haben sich schon Sammler interessiert, die wollten sie mir abkaufen, wenn ich hier mal dicht mache, aber nee, die Maschine bleibt hier, auch wenn wir jetzt Elektromotoren haben. Eine Gabelrahmendampfmaschine mit Doppelkolbensteuerung. Die schafft 12 PS. Das musst du dir mal vorstellen, eine 24 Meter lange Transmissionswelle führte von dem Maschinenraum hier, durch den ganzen Betrieb. Damit hat die Maschine alles in Bewegung gesetzt. Hör mal, wie die schnurrt.

Junge: Klingt gut! War's das jetzt? 

Francke: Gleich, hier, das musst du noch sehen: Unsere Lohmühle im nächsten Raum. Die hat auch nicht jede Gerberei. Guck dir die alten Bilder an, wenn die getrocknete Fichtenrinde aus dem Wald geliefert wird, ist das wahre Maßarbeit. Der Wagen passt gerade so in unsere kleine Gasse. Abgeladen wird durchs Fenster und dann zerkleinert der Rindenbrecher hier die Rinde mit seinen Schlagarmen. 

Junge: Ok, und warum ausgerechnet Fichte?

Francke: Na, weil die hier überall wächst. Kannst auch Eiche nehmen, aber die wächst viel langsamer. 
Also, die gebrochene Rinde fällt dann direkt in eine Grube und dieser Becheraufzug, in der Ecke, schafft den Rindenbruch bis unter das Dach, zur Lagerung. Und wenn dann unsere Mühle läuft, wird die Rinde über einen großen Holztrichter direkt von oben in die Mühle geleitet. 

Francke: Die macht ein Getöse, und den Staub beim Mahlen, über den schimpfen die Leute in ganz Weida, manche dachten schon es brennt, so nebelt der Rindenstaub alles ein. Aber gute Ledersohlen, die wollen sie dann doch alle haben. Bis zu 30 Sack Lohe braucht eine Grube, da kann man als Gerber keine Rücksicht nehmen, aber ein dickes Fell, das sollte man schon haben, denn schimpfen tun die Leute eh. Wie heißt es so schön: "In des Leders Werdegang, ist die Hauptsach' der Gestank."
So, für heute ist Feierabend. Pass auf den Kopf auf und kommt mit, hier hinter der Tür ist der zweite Grubenhof, dann kennst du die ganze Gerberei. 


Fotos:  © Martina Bosse