Station: [2] Rohhautlager - Häute


Francke: Ja, ja, wir kommen ja schon, immer mit der Ruhe, sind ja schon da. 

Francke: So, jetzt heißt es anpacken, der Schlachthof hat die Häute gebracht. 

Junge: Mensch so viele Kuhfelle.

Francke: Nicht Kuhfelle, Häute heißt das bei uns. 40 Stück, und das jede Woche - eine Gerberei mit leeren Gruben wirft nichts ab.

Junge: Ok Häute, aber ein riesiger Haufen, und schmierig sind die und voller Salz, wie das an den wunden Fingern brennt. 

Francke: Mensch Junge, du musst dir Handschuhe anziehen, das Salz an den Häuten ist viel zu ätzend für die Hände. Das ist zum kurzen Konservieren. Damit verlieren die Häute Flüssigkeit und sind vor Bakterien geschützt, sonst fangen die schon im Schlachthof an vor sich hinzufaulen.
Und jetzt pack mit an - einer links einer rechts, alleine schafft man das nicht. 
Francke:  30, 40 Kilo wiegt eine Haut, das machen wir schon zu zweit. Das Salz gut ausschütteln und dann die Häute sauber auf die Holzplanken schichten.

Junge: Oh man, das nimmt ja gar kein Ende. Und was sind das denn für große Kühe gewesen, aus diesen Fellen, äh Häuten, kann man ja ein Zelt bauen. 

Francke: Na schau dir die Tiere doch mal auf der Weide genau an, ganz normaler Holsteiner sind das. Die sind so groß, 6 bis 7 qm hat so'ne Haut schon. Beste Qualität, besonders die Bullen. Und so ein dickes Leder, wie es hier liegt, bekommst du nur aus dem Rückenstück, dem Croupon, wie wir Gerber sagen. Daraus macht der Schuster die Schuhsohlen. Beim Bullen kannst du das Crouponleder kaum mehr biegen, so fest ist das, 4 bis 5 mm dick. Bei den Kühen ist das anders, die Haut ist dehnbar, damit sie ihre Kälber austragen können. 
Aber wenn ich weiter soviel erzähle, laufen wir bald alle ganz ohne Schuhe rum, also weiter.

 

Fotos:  © Martina Bosse