Station: [21] Das Zündnadelgewehr


Betrachten Sie die lange Metallnadel in der Mitte der Vitrine. Dieses dünne Gerät und die dazugehörigen mit Papier umwickelten Patronen sind die Hauptbestandteile der technischen Innovation des Zündnadelgewehrs. 

Eine bahnbrechende Erfindung, mit der Johann Nicolaus Dreyse die Gewehrtechnik in den 1830er Jahren revolutionierte.

Zuvor nutzte das Militär das Vorderladergewehr. Laden und Zünden des Gewehrs war jedoch umständlich und kostete vor allem Zeit:

Beim Vorderlader musste der Soldat das Schwarzpulver und die Kugel mit dem langen Ladestock in den Lauf stopfen. Das ging nur im Stehen, ohne Deckung vor den gegnerischen Truppen. Das Zündpulver streute der Soldat auf eine kleine Pfanne außen am Gewehr. Durch den Schlag des Metallhahns auf das Zündpulver sprang der Funke dann über auf das Schwarzpulver im Lauf und - der Schuss löste sich. Es sei denn, das Zündpulver war feucht, und konnte nicht zünden. 

Beim Zündnadelgewehr gelang es Dreyse die gesamte Technologie in das Gewehr hinein zu legen und den Ladevorgang mit der Papiereinheitspatrone extrem zu vereinfachen und zu beschleunigen. 

Die aufgeschnittene Patrone in der Vitrine zeigt den Aufbau im Inneren. Die Treibladung, das Schwarzpulver, befindet sich im unteren Teil der Patrone. Das Geschoss, die Bleikugel, ist im oberen Teil der Patrone. In der Mitte liegt die kleine grüne Zündpille. Diese Patrone legte der Soldat von oben in die Patronenkammer hinter den Lauf. 

Drückte er den Abzug, schnellte die Zündnadel durch eine Feder von hinten in die Patrone bis in die Zündpille. Der Schlag entzündete die Zündpaste in der Pille und die Explosion der Treibladung feuerte das Geschoss aus dem Gewehrlauf.

Unter der schlichten Bezeichnung M/41 wurde das Zündnadelgewehr zehntausendfach an die preußische Armee ausgeliefert. Weitere Gewehrfabriken, unter anderem in Erfurt und Berlin Spandau unterstützen die Dreysesche  Gewehrfabrik bei der Produktion. 

Die für die Gründung des Deutschen Reichs entscheidenden Kriege Preußens gegen Dänemark, Österreich und Frankreich gewann die preußische Armee auch wegen der militärischen Überlegenheit durch das Zündnadelgewehr. 

Die Produktion des Gewehrs leitete in Sömmerda den endgültigen Wandel von einem kleinen Ackerbürgerstädtchen zu einem überregional bedeutsamen Industriestandort ein.

Alle Abbildungen: © Stadtarchiv Sömmerda
Informationen von Herrn Dr. Hans-Diether Dörfler, Sigmar Radestock