Station: [24] Herstellung von Konsumgütern


Rüstungsunternehmen, Büromaschinenfabrikation, Konsumgüter-Hersteller. Die Produktionsprozesse in Sömmerda waren stets unmittelbar mit der politischen Entwicklung des Landes verbunden. 

Auch die Entscheidung im Büromaschinenwerk in Sömmerda ab 1954 hochwertigere „Massenbedarfsgüter“ wie Fotokameras oder Mopedmotoren zu produzieren, war politisch motiviert.

Die Staatsführung der DDR versuchte einzulenken, nachdem Mangelwirtschaft, schlechte Lebens- und Arbeitsbedingungen und eine Erhöhung der Arbeitsnorm im Juni 1953 zum Arbeiteraufstand geführt hatten.

Die Regale in den Geschäften der DDR waren zu Beginn der 1950er Jahre nur spärlich bestückt, zu kaufen gab es wenig. Die Grundversorgung der Bevölkerung erfolgte vorwiegend über Lebensmittelkarten. Die Partei- und Staatsführung setzte auf den Ausbau der Schwerindustrie, zu Lasten der Konsumgüterindustrie. Die Bodenreform und die Kollektivierung der Landwirtschaft führten zudem zu geringen Ernteerträgen und damit zu einem Mangel an Lebensmitteln. 

Mitte Juni 1953 eskaliert die Situation: Landesweit legten die Menschen ihre Arbeit nieder und protestierten für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen, nachdem das Politbüro die Preise für rationierte Lebensmittel und auch die Normvorgaben für das geforderte Arbeitspensum erhöht hatte.

In nur wenigen Tagen wurde der Aufstand der Arbeiterschaft mit Unterstützung des sowjetischen Militärs niedergeschlagen. In der Folge verschärfte die Staatsführung erneut die politische Linie, andererseits versuchte sie den Forderungen der Bevölkerung nach besserer Versorgung entgegen zu kommen, um das Vertrauen des Volkes in den Staat wieder zu gewinnen. 

Bessere Arbeitsbedingungen, Lohn- und Rentensteigerungen sollten die Mensch zufrieden stellen - und: es sollte für den Lohn etwas zu kaufen geben. Konsumgüter rollten in der sozialistischen Planwirtschaft ab sofort vom Band - wenn auch in kleinen Mengen.

Das Büromaschinenwerk Sömmerda produzierte jetzt neben den Schreib- und Rechenmaschinen auch Fotoapparate, Moped-Motoren, Küchenmaschinen oder Kinderfahrräder. 

20 Jahre später wiederholte sich unter anderen Vorzeichen das Bemühen, durch staatliche Vorgaben das Leben der Menschen im Sozialismus zu verbessern. Auf dem 8. Parteitag der SED im Jahre 1971 beschloss die Staatführung unter Erich Honecker erneut, in allen Betrieben der DDR Konsumgüter für die Bevölkerung zu produzieren. Neue Kaufangebote sollten die Lebensbedingungen in der DDR verbessern und den Menschen die Möglichkeit geben, für ihre Ersparnisse sich auch etwas leisten zu können.

In Sömmerda wurden fortan neue Produktreihen erfolgreich eingeführt, wie Radios, elektrische Küchengeräte oder die mechanische Kleingebäckpresse.

Alle Abbildungen: © Stadtarchiv Sömmerda
Informationen von Herrn Dr. Hans-Diether Dörfler, Sigmar Radestock