Station: [3] Tiergartenmühlgasse


Schön aufgereiht liegen sie hintereinander: Das stolze Hauptgebäude des Palais Wunderlich, der flachere Westflügel und die Mauer, die den daran anschließenden Garten begrenzt. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts gehörten sogar noch die beiden Gebäude hinter dem heutigen Grundstück dazu: das querstehende Gebäude sowie die flache Fabrikhalle, deren buntes Wandbild Sie heute am Ende der Straße erkennen.

Der gerade Verlauf der kleinen Tiergartenmühlgasse ist seit dem Mittelalter belegt: Sie führte zu einer Wassermühle an der Neuen Schutter – an der Stelle, wo sich heute die Musikschule befindet. Dahinter erstreckte sich der „Tiergarten“, in dem die örtlichen Adligen seit dem Mittelalter ihr Wild hielten und jagten.

Doch zurück zum Palais Wunderlich: Seine Mauern bestehen aus rötlichem Sandstein, auf den an vielen Stellen Fachwerk aufgesetzt wurde. Der Sandstein aus dem nahegelegenen Kuhbach ist extrem hart und witterungsbeständig – ein Glücksfall für das alte Gebäude. Allerdings waren die Vorbesitzer schlecht beraten: Der damaligen Mode folgend, ließen sie den Sandstein streichen und versiegelten ihn dadurch. Die Folge war ein schlechter Feuchtigkeitshaushalt des Mauerwerks, dem man mit Bohrungen ins Gestein zu begegnen versuchte. Erst im Zuge der Sanierung ab 2016 wurden die Farbschichten abgenommen. Nun können die alten Mauern wieder atmen.

Ebenfalls im Zuge der Sanierung wurde eine Tiefgarage unter das Gebäude gesetzt, deren Einfahrt Sie am Beginn des Westflügels sehen.

Und wenn Sie dann noch ein paar Schritte weiter gehen, entdecken Sie kurz vor der zugemauerten Tür eine senkrechte Naht im Mauerwerk: An dieser Stelle endete der Westflügel, den Carl Ludwig Wunderlich hatte errichten lassen. Die Erweiterung erfolgte unter einem späteren Eigentümer: dem Zigarrenfabrikanten Adolf Friedrich Bader.

Noch ein paar Schritte weiter befinden sich in etwa drei Metern Höhe zwei kleine Schießscharten. Sie verweisen jedoch nicht auf Krieg und Belagerung, sondern auf Wirtschaft und Tierhaltung: Es waren Fenster, die den dahinterliegenden Pferdestall belüfteten.

Gehen Sie gerne noch die Tiergartenmühlgasse hinab, um die Länge des Grundstücks zu erfassen. Etwa auf der Hälfte der Gartenmauer begegnet Ihnen noch eine alte Straßenbeleuchtung, die ins Mauerwerk eingebaut war. Mit ein bisschen Phantasie kann man sich noch einen leuchtenden Glasballon oben auf dem Metallstab vorstellen.

Alle Abbildungen: © Palais Wunderlich