Station: [3] Das Paul-Landenberger-Zimmer


F: Willkommen im sogenannten Landenberger-Zimmer. Der Namensgeber des Raumes ist höchstpersönlich anwesend. Sie sehen sein Porträt in der hinteren linken Ecke. Dürfen wir vorstellen: Paul Landenberger. Wir stehen hier in seinem privaten Ruhestandszimmer.

M: Paul Landenberger, geboren am 28. Dezember 1848 in Ebingen. Mit knapp 21 Jahren kommt er nach Schramberg, er arbeitet als kaufmännischer Angestellter in der Uhrenfabrik der Gebrüder Junghans. Diese war erst wenige Jahre zuvor gegründet worden. Landenberger macht schnell Karriere, wird Prokurist. 1870 vertraut ihm Luise Junghans-Tobler, die Witwe des Firmengründers, die Geschäftsleitung an. 1872 heiratet Landenberger deren Tochter, Frida Junghans. Das Paar bekommt elf Kinder. 

F: Was so verheißungsvoll beginnt, endet jedoch mit einer Enttäuschung. Nach fünf Jahren als Geschäftsführer kehrt Paul Landenberger dem Unternehmen Junghans den Rücken, denn …. 
 
M: … die Schwiegermutter verweigert ihm die Teilhaberschaft am Unternehmen. Dies sei allein den Söhnen von Erhard Junghans zugedacht, so ihre Begründung. Landenberger geht – enttäuscht, aber nicht entmutigt. 
Er gründet kurzerhand mit einem Geschäftspartner eine eigene Uhrenfabrik. Die Bedingungen zu jener Zeit sind jedoch ungünstig, die Wirtschaft befindet sich in einer Krise, der Kompagnon steigt bald wieder aus und der Firma droht der Konkurs. Über Hamburger Kaufleute gelangt Landenberger an frisches Kapital. Ab 1883 trägt das Unternehmen den Namen „Hamburg-Amerikanische Uhrenfabrik“, kurz H.A.U. 

F: Komischer Name, oder? Er trägt jedoch zwei Dingen Rechnung: Dem Firmensitz in Hamburg und dem Herstellungsprozess nach amerikanischem Vorbild. Produziert wird aber nach wie vor im guten alten Schramberg. 

M: Das Unternehmen stellt Großuhren aller Art her: Wecker, Tisch- und Wanduhren oder auch Schaltuhren. Zwei gekreuzte Pfeile werden zum Erkennungszeichen der H.A.U. 1930 fusioniert das Unternehmen mit der Uhrenfabrik Gustav Becker in Schlesien und schlussendlich wieder mit der Uhrenfabrik Junghans. Man nennt sich fortan „Uhrenfabriken Gebrüder Junghans AG“. 

F: Wenn sie nun einen Blick auf das zweite große Ölgemälde werfen, dann sehen sie Frida Landenberger, geborene Junghans. 65 Jahre waren sie und Paul Landenberger miteinander verheiratet. Wahrlich: in guten wie in schlechten Zeiten. 

Foto: © Stadtmuseum Schramberg