Station: [12] Das Heiltumsbuch


Cranach hatte als Hofmaler unter Kurfürst Friedrich dem Weisen viele Aufgaben. Er hat ihn nicht nur porträtiert – Sie sehen hier ein großes Bildnis von 1532 – sondern er hat auch seine Heiligtümer erfasst. Damals war es unter Adeligen und Kurfürsten durchaus üblich, Reliquien zu sammeln. Dazu gehörten irdische Überreste des Körpers einer heiligen Person, Teile ihres Besitzes oder Gewänder. 

Friedrich der Weise besaß eine sehr große Sammlung an Heiligtümern, das sogenannte Heiltum. Die Reliquien bewahrte er in mit Edelsteinen besetzen Gefäßen aus Gold und Silber auf. Diese Reliquiare zeigte der Kurfürst in der Wittenberger Schlosskirche. Jedes einzelne dieser wertvollen Stücke hat Cranach akribisch in einem Katalog festgehalten – mit Inhalten und Standort.

Ein Glas Sankt Elisabeth“ und darin enthalten „ein Partikel von ihrem Mantel, ein Partikel von ihrem Kleide, ein Partikel von ihren Haaren, acht andere Partikel ihres heiligen Gebeins“ … 

… beschreibt er das Glas der Elisabeth, das erste Reliquiar der Sammlung Friedrichs des Weisen. Das Glas der Elisabeth befindet sich heute in der Coburger Kunstsammlung. 

Heiltumsbuch heißt dieser wertvolle Katalog, von dem wir einen Faksimile-Druck aus dem Jahr 1884 zeigen. Ein Original befindet sich in der reformationsgeschichtlichen Bibliothek in Wittenberg. 

Schon die Vorgänger Friedrichs des Weisen sammelten Heiligtümer. Die erste Reliquie kam im 14. Jahrhundert in die Sammlung. Es ist ein Dorn aus der Dornenkrone Christi. Eine Kopie der Seite aus dem Heiltumsbuch zeigt das Reliquiar, in dem der Dorn aufbewahrt wurde. Die Seite sehen Sie im rechten Rahmen, in der vorletzten Reihe. Es ist die zweite Grafik von links.

Im Zuge der Reformation wurden viele Reliquiensammlungen aufgelöst. Die Reliquien wurden auf Friedhöfen bestattet, die Reliqiuare eingeschmolzen und weiterverarbeitet. Denn Luther erinnerte in seinen 95 Thesen daran, dass der wahre Schatz der Kirche nicht die Reliquie sei, sondern das Evangelium.

 

Alle Abbildungen: © Dagmar Trüpschuch und Cranach Stiftung