Station: [6] Geschäftszweige der Cranachs


Ein brotloser Künstler war Lucas Cranach der Ältere nicht. Sondern ein guter Unternehmer, der es verstand, seine Kunst zu vermarkten. Zudem war er Politiker, er war Besitzer einer Apotheke, betrieb einen Weinausschank und er besaß Immobilien. Wie hat er das alles geschafft? Und wie konnte er das finanzieren?

Als Hofmaler verdiente Cranach rund 100 Gulden jährlich. Leinwand, Pinsel und Farben wurden vom Hof extra vergütet. Er erhielt höfische Kleidung und konnte bis zu seinem Umzug an den Markt in der Schlossküche speisen. Es war ein Rundumsorglos-Paket, das es ihm ermöglichte, schon früh Vermögen anzusammeln und prominent gelegene Häuser zu kaufen, wie dieses hier am Markt. 

Cranach malte nicht nur für die Kurfürsten, sondern nahm auch Aufträge von Kirchenvertretern, Universitätsprofessoren und wohlhabenden Bürgern an. Sein guter Geschäftssinn machte ihn schnell zu einem begüterten und einflussreichen Bürger Wittenbergs. Angeblich soll er auch …

… eine Druckerei besessen haben? War er Druckherr? Oder hatte sich der Drucker Melchior Lotter in Cranachs Immobilie eingemietet? Darüber herrscht 2023 noch Uneinigkeit. Als gesichert gilt, dass es in einem der Cranach-Höfe eine Druckerei gab, in der der Leipziger Drucker Melchior Lotter der Jüngere arbeitete. Hier wurden viele Lutherschriften und bedeutende Schriften anderer Reformatoren vervielfältigt. Cranach und seine Werkstatt illustrierten die Drucke. So trugen die Cranachs durch ihre Kunst entscheidend zur Verbreitung der Reformation bei.

Die Druckerpresse, die Sie hier sehen, ist kein historisches Exponat, sondern ein funktionsfähiger Nachbau einer Drucker-Presse aus den 1520er-Jahren. Sie wurde nach einem Holzschnitt aus der Cranach-Werkstatt gebaut. 

Und jetzt raten Sie mal, wofür das Fass links neben dem Setzkasten war. 

Es ist ein Buchfass, in dem lose Blattsammlungen eingelegt oder gebundene Bücher gestapelt wurden. Auf einem Pferdekarren konnten sie so sicher transportiert werden.

 

Alle Abbildungen: © Dagmar Trüpschuch und Cranach Stiftung