Station: [22] Badertor


M: Eine umlaufende Stadtmauer mit drei Stadttoren gab es früher in Bürgel. Das Badertor am süd-westlichen Stadtrand ist der einzig erhaltene historische Zugang zur Stadt. Die massive Stadtmauer sowie die schützende Hanglage sind von hieraus noch gut erkennbar.

F: Die Handelswaren mussten früher vor dem Tor abgeladen und mühsam zu Fuß oder mit dem Pferd in die Stadt hineingebracht werden. 

M: In entgegengesetzter Richtung gingen die Bürger der Stadt, wenn sie ein dringendes Bedürfnis verspürten. Der aus dem Badertor herausführende Weg heißt im Volksmund bis heute „Scheißberg“. Man verrichtete sein Geschäft lieber außerhalb der Stadtmauern.

F: Und wer diesen Weg ganz nach unten ging, kam zum ehemaligen Hospital Sankt Georgii, das auf das Hospital des Klosters zurückgeht. Auch die Kranken verlegte man lieber vor die Mauern der Stadt. Die Angst vor Seuchen war groß.

M: Bereits nach den ersten Schritten aus dem Badertor stadtauswärts erblickt man linkerhand den Georgenberg, auf dem vermutlich die Burg Burgelin stand, die der Stadt ihren Namen gab. Dahinter erhebt sich der Turm des einst mächtigen Benediktinerklosters Bürgel, im heutigen Stadtteil Thalbürgel. Nur eine halbe Stunde Fußweg trennen die beiden Ortsteile voneinander.

F: Der Fachwerkaufbau des Badertors wurde lange zu Wohnzwecken genutzt. Einer seiner Bewohner war ein Herr Graf mit dem Spitznamen „Graf Schnuppel“, weshalb das Badertor im Volksmund auch die „Schnuppelsburg“ genannt wurde. Heute befindet sich hier der Sitz des Faschingsvereins und des Töpfermarktvereins. 

Bis heute ist das gesellschaftliche Leben in Bürgel stark durch Vereine geprägt: von der Freiwilligen Feuerwehr über Fördervereine von Keramik-Museum, Zinsspeicher und Klosterkirche, die Evangelische Kirchgemeinde und die Stiftung Klosterkirche Thalbürgel bis hin zu Sportvereinen oder dem Kleingartenverein.

M: Und auch touristisch hat Bürgel einiges zu bieten:

Der 4,5 Kilometer lange Töpferrundweg verbindet alle wichtigen Stationen der Keramikkunst in Bürgel.

Der Thüringer Mühlenradweg führt durch drei Mühltäler und lässt Sie viele ehemalige Wassermühlen entdecken. 

Der Kirchenradweg Jena-Thalbürgel und weitere Wanderwege machen Sie mit der großartigen Klosterkirche Thalbürgel, den vielen sehenswerten Dorfkirchen und der wunderschönen Landschaft vertraut – mit ehemaligen Weinbergen, verträumten Buchenwäldern, Orchideen- und Trollblumenwiesen. 

F: Wie sagte doch der Weimarer Dichterfürst? „Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah.“