Station: [12] Marie Durand


Ein einziges Wort, eingeritzt in den Steinabdruck der in der Vitrine liegt, zeugt vom Leben einer unbeugsamen Glaubenskämpferin, von ihrer inneren Stärke und ihrem tiefen Gottvertrauen.
Récister“ auf Deutsch „widerstehen“ kratzte die Hugenottin Marie Durand in den Stein des Frauengefängnisses von Aigues Mortes. 
Marie Durand wurde 1711 in Südfrankreich in Bouchet geboren. Sie wuchs als reformierte Christin auf, und wurde mit gerade mal 19 Jahren wegen Ihres Glaubens verhaftet. Genauso wie Ihr Bruder Pierre, ein Pfarrer, der 1732 als Märtyrer starb. 
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Marie Durand kam in das Frauengefängnis in den Turm von Aigues Mortes. Dort verbrachte sie 38 Jahre ihres Lebens. Ein Wort der Abschwur, und sie wäre frei gewesen. 
Aber sie blieb unbeugsam. „Résister“, „widerstehen“, die Spuren im Stein, die sie hier als Nachbildung sehen, sind ein Zeichen dieses mutigen Glaubenskampfes.
Im Frauengefängnis lebte Marie Durand gemeinsam mit 20 bis 40 weiteren Hugenottinnen auf engstem Raum, hinter meterdicken Mauern im Dämmerlicht. Viele Frauen starben an Kälte, Feuchtigkeit und Hunger. Marie Durand kümmerte sich aufopfernd um ihre Mitgefangen, und kämpfte für ihre Rechte. Aus dem Gefängnis heraus schrieb sie Briefe ins Ausland und bat um Unterstützung. Selbst Friedrich der Große, König von Preußen, setzte sich für ihre Freilassung ein, aber vergeblich. 
Erst mit 57, nach fast 38 Jahren Haft wurde Marie Durand entlassen und in ihr Heimatdorf zurückgebracht. Dort lebte sie noch 8 Jahre lang in einer Gemeinsaft mit weiteren ehemaligen Mitgefangenen.
Bis heute ist Marie Durand für ihren außerordentlichen Mut in Frankreich berühmt. Die Inschrift „résister“ gilt als Symbol des ungebeugten Protestes und gab der französischen Résistance im zweiten Weltkrieg ihren Namen.  

Fotos: © DHG, © Martina Bosse