Station: [15] Hugenottenorte in Deutschland:


Die Einwanderung der Glaubensflüchtlinge war hierzulande gut geordnet. Die Hugenotten, die aus dem Süden kamen, leitete man zunächst nach Frankfurt. Die Stadt funktionierte als Drehscheibe für die Flüchtlingsströme. In Frankfurt wurden die französischen Protestanten bereits von den Werbern der Kurfürsten erwartet und mit den Aufnahmeprivilegien in die verschiedenen Regionen gelockt. 
Am Zielort organisierten die Flüchtlingskommissare die zukünftige Bleibe. Viele Hugenotten wurden in die ländlichen dünnbesiedelten Dörfer gewiesen. Nicht selten endete die entbehrungsreiche Flucht in einer großen Desillusion. Manche Landstriche waren nach dem 30-jährigen Krieg komplett verwüstet, die Höfe verfallen und die Äcker verwildert. Die neuen Siedler standen vor den Ruinen des Krieges.
Die meisten Hugenotten brachte man in extra angelegten Kolonien unter. In den Städten entstanden so ganze Viertel neu, klar gegliedert, mit einer regelmäßigen Siedlungsstruktur. In Berlin sind zum Beispiel die Friedrichstadt oder die Dorotheenstadt ehemalige Hugenottensiedlungen, in Kassel die Oberneustadt, in Erlangen die Neustadt und in Celle ist die Westceller Vorstadt, einst auch Franzosensiedlung genannt, Heimat für viele Hugenotten geworden. Auf dem Land sind ganze Dörfer neu entstanden, so zum Beispiel im heutigen Landkreis Kassel Carlsdorf, Kelze oder St. Ottilien.
In ihren Kolonien blieben die Protestanten meistens unter sich. Für die Einheimischen waren es Fremde, mit einer anderen Sprache, anderer Ernährung und anderen Traditionen. Da die wirtschaftlichen Privilegien nur für die Hugenotten galten, war es der deutschen Bevölkerung zudem verboten, sich ebenfalls in den Kolonien anzusiedeln. Erst nach mehreren Generationen und dem Abbau der Privilegien, vermischten sich im Laufe des 18. Jahrhunderts die Bevölkerungsgruppen.

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