Station: [16] Die Berliner Sänfte


Was hat eine Sänfte im Hugenottenmuseum zu suchen?
In der Tat ist die Geschichte dahinter etwas verwunderlich. 
Die Idee mit der Sänfte ist ungefähr 300 Jahre alt. Damals hat der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg die Sänfte als öffentliches Verkehrsmittel in Berlin eingeführt. Und zwar als eine Art Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für mittelose Hugenotten. Denn nur diese durften als Sänftenträger eingesetzt werden. Zwei Hugenotten trugen jeweils eine Sänfte. Einer stand hinten zwischen den Stangen, der andere vorne – wahrlich ein harter Job. 
Die Sänftenträger warteten in direkter Nähe zum Berliner Stadtschloss auf Kundschaft. Für die engen Gassen waren diese tragbaren Stühle wesentlich besser geeignet, als die großen Kutschen. Auf der Straße hatte sie Vorfahrt, der normale Fußgänger musste den Trägern ausweichen. 
Der betuchte Kunde konnte wählen, ob er die Sänfte nur eine Stunde lang für vier Groschen buchte oder sie einen ganzen Tag für 20 Groschen behalten wollte. Bezahlt wurde eine sogenannte Taxe. Damit gilt die Sänfte als Vorgänger des Berliner Taxis. Aber vor allem ist sie ein Beleg dafür, was für einen harten Start viele Hugenotten in ihrer neuen Heimat hatten. 

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