Station: [24] Die Assimilation der Hugenotten


Das gusseiserne Kreuz erinnert an die Hugenottin Auguste Florentine Jordine, die 1879 in Berlin gestorben ist. Es stand auf dem Friedhof einer Hugenottengemeinde in Berlin. Die Kreuzinschrift ist auf Französisch und zeigt die enge Verbundenheit zur französischen Kultur, die viele Hugenottengemeinden auch in ihrer neuen Heimat pflegten. Das Kreuz hingegen, hat in der Hugenottenkirche keine Tradition, vielmehr ist es ein Glaubenssymbol, das vor allem bei den Katholiken und manchen deutschen Protestanten verbreitet ist. 
Damit ist dieses Grabkreuz ein gutes Zeichen für den langen Weg der Annäherung zwischen der Kultur der Hugenotten und der deutschen Bevölkerung. 
Über Jahrzehnte hinweg führten die Hugenotten ein weitgehend abgeschirmtes Leben, mit ihrer eigenen Kultur und Sprache und ohne engen Kontakt zur deutschen Bevölkerung. Die besonderen wirtschaftlichen Privilegien der Hugenotten und ihre Wohnsituation in den abgetrennten Kolonien, begünstigten dieses isolierte Leben.
Es brauchte rund 100 Jahre, bis sich schließlich Deutsche und Hugenotten untereinander vermischten, heirateten und Familien gründeten. Ein wichtiger Grund für die späte Annäherung war der Abbau der Privilegien für Hugenotten im 19. Jahrhundert. Ein weiterer Grund lag in der historischen Entwicklung: In den Befreiungskriegen gegen Napoleon kämpften im deutsche Heer Hugenottennachkommen und deutsche Soldaten Seite an Seite gegen die französischen Truppen. 
Mit jeder neuen Generation setzte sich die deutsche Sprache bei den Hugenottenfamilien stärker durch. An den Schulen der reformierten Gemeinden fing man an in Deutsch zu unterrichten. Häufig war der reformierte Gottesdienst der letzte Ort, an dem französisch gesungen, gepredigt und gebetet wurde. Aber allmählich änderten sich auch hier die Sitten und Gebräuche. Seit dem 19. Jahrhundert schlossen sich immer mehr französische und deutsche reformierte Kirchengemeinden zu einer gemeinsamen evangelisch-reformierten Gemeinde zusammen.

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