Station: [210] Adonis von Zschernitz


Bei dieser Tonfigurine handelt es sich um ein in Sachsen bislang einzigartiges Produkt künstlerischen Schaffens aus der Bandkeramik. Eindeutig lässt sich an dem Torso mit Brustansatz das männliche Geschlechtsorgan erkennen. Die Figurine ist leicht nach vorn geneigt und zeigt realistische Muskelansätze der Oberschenkel. Sie wurde 2003 bei einer Ausgrabung nördlich von Leipzig gefunden und nach ihrem Fundort „Adonis von Zschernitz“ genannt.

„Ein Mann unter Frauen“, könnte man vermuten. Denn aus der Bandkeramik sind uns tatsächlich vor allem Frauendarstellungen überliefert. So die „Venus von Zauschwitz“ in der Einzelvitrine an der Stirnseite des Raumes. Figurinen der Linienbandkeramik wurden individuell gestaltet, während in der späteren Phase der Stichbandkeramik vor allem stilisierte Frauendarstellungen begegnen: Gesäß und Brüste sind betont und die Arme in anbetender Stellung, der so genannten Adorantenhaltung, erhoben. Möglicherweise haben wir es hier mit einem Fruchtbarkeitskult zu. Die Figurinen bezeichnen wir auch als Idole.

An der Vitrinenwand rechts erkennen Sie eine Anzahl weiterer Figurinen. Es handelt sich um Bruchstücke, denn sie wurden niemals  in intaktem Zustand gefunden. Zerbrach man die Idole bewusst und entsorgte sie dann in Abfallgruben?

Die Vitrinenwand links zeigt auch Mischwesen aus Mensch und Tier, tiergestaltige Gefäße und als Reste von Altären gedeutete Tonfragmente. Wie die Idole, Tiere und Gefäße, wurden diese meist verziert mit Ornamenten: geritzten oder eingestochenen Bändern und Zeichen, manchmal gefüllt mit einer weißen oder roten mineralischen Paste.

Anders als in der Alt- und Mittelsteinzeit sind aus der frühen Jungsteinzeit keine bildlichen Darstellungen überliefert. Die Bandkeramiker fertigten ausschließlich figürliche Darstellungen aus Ton. Dies jedenfalls vermitteln uns die Funde, die wir heute kennen. Die Erfahrung mit den Brunnen zeigt jedoch, dass auch andere Varianten wie zum Beispiel Figuren aus Holz möglich wären, die sich in der Regel nicht erhalten haben. Daran lässt ein Brunnenfund aus Eythra denken, den Sie in einer Baumvitrine nahe des Keramikdepots entdecken können: Ein filigranes Band aus Ahornholz ist dort mit einem Muster aus eingebrannten Dreiecken verziert. Ornament und abgesetztes Ende erinnern an eine Schlange.