Station: [304] Breunsdorf – ein typisches Straßendorf


Im Jahr 1996 musste ein ganzes Dorf in der Nähe von Leipzig der Braunkohle weichen. Nur ein Foto mit dem Titel „Zur Erinnerung an die Gemeinde Breunsdorf“ blieb einer alten Breunsdorferin von ihrem Dorf erhalten.

Weit mehr Zeugnisse aus der 800 jährigen Geschichte des Dorfes wurden jedoch, ehe die Bagger kamen, dokumentiert und gesichert. Für die Forschung war der Abriss von Breunsdorf gleichbedeutend mit der Bergung eines Schatzes: Soziologen, Volkskundler, Botaniker, Historiker und Archäologen suchten unter- und überirdisch nach Spuren vergangenen Lebens.

Eine Auswahl der Grabungsfunde und -befunde haben wir hier für Sie zusammengestellt. Sie führen zurück in das Jahr 1130 und erzählen die Geschichte eines typischen Straßendorfes: Dicht reihen sich die Gehöfte aneinander. Gemeinschaftlich genutzte Ackerflächen verteilen sich in der umliegenden Flur. Zu Beginn des 13.Jahrhunderts legten die Breunsdorfer eine Straße an und errichteten auf dem alten Friedhof eine steinerne Kirche. Um ihr Pfarrdorf vor wilden Tieren und anderen unerwünschten Gästen zu schützen, umgaben sie es im Spätmittelalter vorsorglich mit einem Graben und einem kleinen Wall.

Wenn Sie von oben beginnend die Schubladen der Vitrine herausziehen, können Sie anhand der fotografischen Dokumentationen die Archäologen bei ihren Ausgrabungen ein Stück begleiten. Phasenweise legten sie Fundstücke aus drei Jahrhunderten frei. In der mittleren Schublade finden Sie auch Fotografien über die Freilegung des Fundaments der Dorfkirche.

Die ausgestellten Fundstücke im unteren Bereich der Vitrine sind Zeugnisse der materiellen Kultur.

Während wir Straßendörfer wie Breunsdorf eher in flachwelligen Regionen finden, entstanden in den aufgesiedelten Hügel- und Berglandschaften die Waldhufendörfer. Ihren Namen verdanken die Waldhufendörfer dem Streifen Land, der sich hinter den Gehöften bergaufwärts zog und Hufe genannt wurde.