Station: [8] Pogrom vom 25.März 1933


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Am 31. Januar 1933 kommen die Nationalsozialisten an die Macht, am 24. März 1933 tritt ihr Ermächtigungsgesetz in Kraft, am 25. März kommt es in Württemberg zu den ersten organisierten Ausschreitungen gegen Juden – in Creglingen mit Todesopfern.

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Am Vormittag des 25. März dringen SA- und Polizei-Einheiten unter Mithilfe des Creglinger NSDAP-Ortsgruppenleiters Karl Stahl in die Synagoge ein, stören den Gottesdienst und treiben die dort versammelten 16 Männer über die Hauptstraße ins Rathaus. Hier werden sie stundenlang misshandelt. Hermann Stern stirbt noch am selben Tag. Arnold Rosenfeld erliegt acht Tage später im Krankenhaus in Würzburg seinen Verletzungen.

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Hermann Stern war ein angesehener Creglinger Bürger, Mitglied des Gemeinderates und Aufsichtsratsvorsitzender der Creglinger Landwirtschafts- und Gewerbebank. Er gehörte durchaus zu den wichtigen Persönlichkeiten in Creglingen. Dennoch hat sich kein einziges Foto von ihm erhalten. Erst seine in den USA geborene Enkeltochter Judith stellte dem Museum ein Foto ihres getöteten Großvaters zur Verfügung.

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Arnold Rosenfeld, wie Hermann Stern, ein wohlhabender Viehhändler, wird nach stundenlangen Misshandlungen schwer verletzt entlassen. Doch die Hilfe der Ärzte kommt zu spät. Rosenfeld stirbt am 2. April. Zwei Jahre nach seinem gewaltsamen Tod kauft die Stadt sein Haus und richtet dort ein Vereinsheim der Hitlerjugend ein. Nach 1945 lassen seine Verwandten diesen Zusatz auf seinen Grabstein setzen: „Er fiel von Mörderhand.“

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Auch Rudolf Sinsheimer, dessen Porträt Sie sehen, wenn Sie sich nach links umwenden, wird verprügelt und misshandelt. Seine Frau Peppi ist herzkrank und erleidet noch am selben Tag einen Herzstillstand. Das Creglinger Pogrom hat also drei Menschen das Leben gekostet.

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Wenn Sie wissen möchten, wie Rudolf Sinsheimers weiterer Lebensweg aussah, wählen Sie den nächsten Audiokommentar.

 

 Foto: © Jüdisches Museum Creglingen, Fotograf Oleg Kuchar