Station: [8] Der Eppinger Wald – Brenn- und Bauholz für die Bürger


Kein Wald – kein Haus! Jedenfalls kein Fachwerkhaus. 

Selbst wenn ein Gast unserer Stadt deren Umland nicht kennen würde, wäre ihm nach einem kurzen Spaziergang durch Eppingen klar – hier muss es viel Holz geben! Wie wahr!
Erst recht, wenn man weiß, dass ein Zimmermann für den Bau eines großen Fachwerkhauses zwischen 100 und 300 Bäume benötigt. 

Der Wald war für das tägliche Leben, vom Mittelalter bis in die Neuzeit, unentbehrlich. Er lieferte Bauholz, Brennholz, Holz für Möbel und Türen, für Wagen und Karren und wurde auch für den Bau der „Eppinger Linien“ verwendet. Kurzum: Der Eppinger Wald war eine wichtige Grundlage für den Wohlstand der Stadt. Dies belegt auch seine erstmalige Erwähnung in einer Urkunde aus dem Jahr 1220.

Heute noch ist Eppingen die zweitwaldreichste Gemeinde im Regierungsbezirk Stuttgart, die Eiche der zweithäufigste Baum im Wald. Ideale Bedingungen also für eine qualitativ hochstehende und langlebige Fachwerk-Architektur.

In früheren Jahrhunderten zeichnete sich der Eppinger Wald vor allem durch Nieder- und Mittelwaldwirtschaft aus. Dies änderte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als der Nieder- und Mittelwald in einen Hochwald überführt wurde.
Vehemente Proteste der Bürger waren die Folge. Sie bangten um ihr seit jeher verbrieftes Recht auf den Erhalt des sogenannten „Bürgergabholzes“. Dies sicherte jedem Bürger der Stadt eine jährlich neu zu bestimmende Menge an kostenlosem Brennholz zu. 

Im Jahr 1870 beruhigte ein Urteil des Verwaltungsgerichtshofes, sowie die Zusicherung Großherzog Friedrichs die Gemüter wieder: Kein Bürger müsse sich Sorgen um sein Bürgergabholz machen.

Auch wenn die Forstwirtschaft an Bedeutung für die Stadt verloren hat, lädt der Eppinger Wald zur Erholung, zu sportlichen Aktivitäten, zum Genuss der Natur und zu ausgedehnten Spaziergängen ein, z.B. auf dem Eppinger Waldfühlpfad.

Alle Abbildungen: © Stadt- und Fachwerkmuseum Eppingen