Station: [22] Bürgerliches Radeberg und Biedermeier


Wer so einen prächtigen Sekretär sein Eigen nennen durfte, der war gewiss ein wichtiger Mann!

Oder einer, der tagein, tagaus an seinem Schreibtisch saß und statt Reden und Verordnungen lieber Tagebuch, Gedichte und Briefe schrieb?

Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts steht im Zeichen der Restauration, also der oftmals erzwungenen Wiederherstellung des alten gesellschaftlichen Systems. Das Bürgertum wehrt sich – ist aber oft machtlos, denn die Obrigkeit reagiert mit Zensur und Abschaffung der Pressefreiheit.

Bei so viel Druck von außen ziehen sich die braven Bürgersleut‘ ins Private zurück – in den geschützten Bereich des eigenen Heims. Die Familie rückt ins Zentrum der Aufmerksamkeit und die Wahrung und Mehrung des Wohlstandes gewinnen an Gewicht. Es ist die Zeit des Biedermeier und das Bürgertum der 1820er, 30er und 40er Jahre richtet sich ein: hochwertige Möbel, die eine kuschelige Atmosphäre verbreiten, Familienporträts an den Wänden, Handarbeiten, schöne Kleider, ein gut gefüllter Bücherschrank und – natürlich! – ein Sekretär. Dieser hier – stellen Sie sich vor! – hat sogar ein Geheimfach! Aber wo? Das wird nicht verraten!

Auf jeden Sekretär gehört ein Schreibzeug, denn es ist die Zeit des Briefeschreibens. In den Schubladen der Ausstellungsvitrine rechts finden Sie ein paar besonders schöne Zeugen dieser Briefkultur: Freundschafts- und Patenbriefe, zusammengebundene Erinnerungsblätter und anrührende Treueschwüre in Gedichtform.

Finden Sie den Freundschaftsbrief mit dem herzergreifenden Text und dem geflochtenen Herz aus Haaren in einer Schublade?

In der Vitrine darüber: das etwas verhärmte Ehepaar aus Porzellan gehört ebenfalls zu der biedermeierlichen Briefkultur: In den beiden Alten sind nämlich wichtige Schreibutensilien versteckt! Man braucht nur die Mütze bzw. Haube abzunehmen, um an Tinte und Sand heranzukommen.

Hinter den biedermeierlich gekleideten Alten: ein kunstvolles Service, mit dem die Sachsen auch im 19. Jahrhundert ihrer heimlichen Leidenschaft frönen: dem Kaffeetrinken!

Alle Abbildungen: © Museum Schloss Klippenstein