Station: [006] Paul Gauguin (1848 – 1903), Tehura, 1893


Gauguins Schaffen speist sich aus seiner tiefen Faszination für das Leben und die Kunst außereuropäischer Kulturen. 1891 lässt sich der Künstler auf der Suche nach elementaren, kraftvollen Ausdrucksformen auf Tahiti nieder. Doch die ursprüngliche Kultur der pazifischen Insel ist zu jener Zeit bereits stark durch die Kolonialisierung beeinflusst. So fand Gauguin nicht das exotische Paradies vor, das er sich erträumt hatte. Und dennoch: unter dem Einfluss der tropischen Umgebung und der polynesischen Traditionen entstanden hier seine bedeutendsten Werke. Als Maler fand Gauguin auf Tahiti zu innovativen Gestaltungskonzepten. Darüber hinaus vermittelte er der modernen Bildhauerei mit seinen anti-akademischen Skulpturen unerwartete und starke Impulse. Die Bronzeplastik des Saarlandmuseums geht zurück auf ein Bildwerk aus Holz. Dargestellt ist die junge Teha’mana, genannt Tehura, die Gauguin als 13jährige kennenlernte. Sie war zunächst sein Modell, später auch seine Geliebte. Gauguin schnitzte das maskenartige Antlitz aus tropischem Pua-Holz und akzentuierte es farbig mit dunkelgrünen Augen, roten Lippen und einer goldenen Blume im schwarzen Haar. Auf der Rückseite der Maske ist eine junge Insulanerin in der Natur dargestellt. Ihr Bild erinnert an die abendländische Eva im Paradies. Nur mit einem Tuch um die Hüften bekleidet, lehnt sie sich mit der rechten Hand gegen einen kleinen Baum. In ähnlicher Haltung und gleichem Kontext findet sich die Tahitianerin in zahlreichen Gemälden, Holzschnitten und Zeichnungen Gauguins wieder.