Station: [033] Ernst Wilhelm Nay (1902 – 1968) Lofoten, 1938


Ernst Wilhelm Nay gehörte zu den Künstlern, die sich zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft kategorisch weigerten, ihre Kunst in den Dienst der Propaganda zu stellen. Dies führte zur inneren Emigration, wie auch zu einer existenzielle Notlage des Künstlers, der 1936 Ausstellungsverbot erhielt. 1937 wurden zehn seiner Arbeiten beschlagnahmt und zwei davon in der Münchner Propagandaschau „Entartete Kunst“ gezeigt. Auf Einladung von Edvard Munch reiste Nay 1937 und 38 auf die Lofoten, eine karge Inselgruppe vor der norwegischen Küste. In Aquarellen hielt er seine Eindrücke von der Landschaft fest. Auf diesen beruhen seine späteren Gemälde der Inseln. Sie zeigen eine Urlandschaft, die den Menschen überragt und greifen damit einen zentralen Gedanken der expressionistischen Künstler auf: die Wiederherstellung der Einheit von Mensch und Natur. Die schroffe Gebirgslandschaft wird in expressiven Formen und kraftvollen Farbflächen wiedergegeben und scheint von gewaltigen Kräften durchzogen zu sein. Hier zeigen sich bereits deutliche Bezüge zur Abstraktion der späteren „Scheibenbilder“ Nays, zu denen hier im Saarlandmuseum die Gemälde „Azurale“ und „Blaue Bahn“ zählen. Diese Kompositionen entstanden aus kreisrunden Formen oder, wie Nay es ausdrückte, aus dem vergrößerten Punkt des Pinsels auf der Leinwand.