Station: [5] Christian Krohg: „Selbstporträt“ (ca. 1917)


In Christian Kroghs Gemälden begegnen uns immer wieder das Meer und der Mensch im Kampf mit den Naturgewalten. In den 1880er Jahren schloss sich der norwegische Maler einer Künstlerkolonie an, die sich in dem kleinen, dänischen Fischerdorf Skagen angesiedelt hatte. Der Arbeitsalltag der dort lebenden Fischer faszinierte Krogh sehr. In zahlreichen Gemälden stellte er dar, wie Männer auf hoher See mit Wasser und Wind ringen. Krohg wollte den Betrachter erfreuen, ihn berühren, ihn empören und fesseln. Dafür malte er nach eigener Aussage Situationen, die solch intensive Gefühle bei ihm selbst hervorriefen. Das Meer muss eine ganz besondere Bedeutung für den Künstler gehabt haben. Hier sehen Sie nun ein Selbstporträt von Christian Krohg. Er scheint von tosenden Wassermassen umgeben zu sein. Dabei zeigt sich der Künstler jedoch nicht etwa bei der Arbeit als Fischer, sondern als Schöpfer von Bildwelten. Ist es nicht seltsam sich bei einem Selbstporträt von hinten zu malen? Diese ungewöhnliche Perspektive erlaubt es uns, dem Maler direkt über die Schulter zu blicken: Wir beobachten unmittelbar, wie er mit Pinsel und Farbe ein kleines Segelschiff in die unendliche, stürmische See setzt. Man könnte fast meinen, dass man Gott bei der Arbeit zuschaut. Mit seinen Pinselstrichen bestimmt Krohg das Schicksal der Bootsbesatzung. Zudem gleicht sein Malerkittel einem langen, weißen Gewand. Auch der weiße Bart und die weißen Haare – die man auf alten Fotos des Künstlers tatsächlich so erkennen kann – erinnern an entsprechende, religiöse Darstellungen.