Station: [6] Das Gladiatorenmosaik


M: „Dem Hieb mit dem ganzen Körper ausgesetzt, schlagen die Gladiatoren niemals vergeblich zu. Kein Helm, kein Schild kann das Schwert abweisen. Mit Feuer und Schwert wird der Kampf geführt. Er dauert so lange, bis die Arena leer ist."

F: So beschrieb der römische Philosoph Seneca den Kampf der Gladiatoren. Die Kämpfer in der Arena: sie waren leidensfähig und im wahrsten Sinne des Wortes todes-mutig. Das Mosaik vor uns ist genau jenen tapferen Kämpfern gewidmet. Es zeigt mit seinen Motiven alle Arten des blutrünstigen Spektakels, das zur Volksbelustigung geboten wurde. Das Gladiatorenmosaik gehört zu den schönsten und spektakulärsten Bodenbildern nördlich der Alpen – ein einzigartiges Kunstwerk, farbenprächtig, detailreich und bildgewaltig. 

M: Hereinspaziert, hereinspaziert, die Spiele sind eröffnet. Lasst das blutige Spektakel beginnen! 

F: Traditionell begannen die Spiele mit der Tierhatz, der sogenannten „venatio“. Speziell trainierte Kämpfer stiegen in die Arena und kämpften gegen exotische und gefährliche Tiere. Um die Spannung zu steigern, waren die Kämpfer – die „venatores“ oder „bestarii“ – nur leicht bewaffnet. 

M: Dieser Kampf zwischen Mensch und Tier bildet das zentrale Motiv des Mosaiks. Es befindet sich genau in der Mitte, ist kreisrund, mit einem Durchmesser von rund 2,4 Metern. Unter anderem ist dort ein Eber zu erkennen. 

F: Er ist bereits schwer verwundet, scheint mit dem Tod zu ringen und hebt ein letztes Mal den Kopf. Neben ihm verblutet ein Rothirsch im Sand der Arena. Vor ihnen liegt ein mächtiger Stier bereits tot am Boden. Über dieser Todesszene ist ein „bestiarius“ dargestellt.

M: Der Kämpfer ist zu Fuß unterwegs, er hält einen wilden Leoparden in Schach, rammt dem Tier die Lanze in den Hals und das Blut spritzt heraus. Daneben ist ein Bär zu sehen. 

F: Das Tier scheint den Kampf für sich entschieden zu haben, denn es trägt einen abgebrochenen Speer quer im Maul. Oberhalb dieser Szene ist ein weiterer Kämpfer zu erkennen. Er reitet auf seinem Pferd durch die Arena und macht Jagd auf einen Steinbock.

M: Doch sein Pferd bäumt sich auf, es scheint sich erschreckt zu haben. Kein Wunder direkt vor ihnen lauert ein Löwe. 

F: Um dieses kreisrunde, zentrale Motiv ordnen sich acht weitere, größere Darstellungen an. Vier davon zeigen nochmals den Kampf zwischen Mensch und Tier. Doch dieses Mal gibt es einen Unterschied: 

M: In diesen Szenen zeigt sich die absolute Überlegenheit des Menschen. Eber, Bär, Leopard und Stier – sie alle ziehen im Kampf gegen den „bestiarius“ den Kürzeren und werden mit der Lanze erlegt. 

F: Die Darstellungen der Tierhatz wechseln sich mit Szenen aus dem Gladiatoren-Kampf ab. Die Kämpfe Mann gegen Mann waren der absolute Höhepunkt der Spiele. Hier im Mosaik wirken die Darstellungen extrem dynamisch, wie Momentaufnahmen aus dem laufenden Kampfgeschehen. Natürlich gab es auch bei den Gladiatoren das Prinzip: Je mehr Spannung desto besser. 

M: Daher ließ man markante Kämpfertypen gegeneinander antreten, in einer festgelegten Konstellation. Greifen wir uns ein Duell heraus und nehmen es genauer unter die Lupe: der Kampf zwischen „secutor“ und „retiarius“. Letzterer gehört wohl zu den bekanntesten Kämpfertypen. Seine Bewaffnung ist besonders markant: 

F: Er trägt einen Dreizack als Waffe, dazu ein Netz und einen Dolch. Schutz bieten ihm lediglich die lederne „manica“, ein Armschutz sowie ein metallener Schutz an der Schulter. Ansonsten kämpft dieser Gladiator mit nacktem Oberkörper und Lendenschurz. 

M: Der Schutz des „retiarius“ mag spärlich wirken. Dafür wiegt seine Ausrüstung aber nur etwa acht Kilogramm. Dadurch ist er besonders beweglich und schnell. Ganz anders als sein Gegner, der „secutor“. Dessen Ausrüstung wiegt um die 18 Kilogramm. Er trägt einen großen, rechteckigen Schild, Beinschienen, Bandagen und Gamaschen und einen Visierhelm mit kleinen Augenlöchern. Das macht ihn schwerfällig und behindert seine Sicht, es bietet ihm aber auch besseren Schutz. 

F: Hier im Mosaik hat der „retiarius“ sein Netz bereits geworfen, anscheinend ohne Erfolg. Denn nun kämpft er nur noch mit seinem Dreizack und seinem Dolch gegen den Gegner. Wer weiß, wie dieser Kampf ausgehen mag.


 

Foto: © Römerhalle Bad Kreuznach