Station: [7] Das Gladiatorenmosaik und seine Geschichte


F: Direkt vor uns befindet sich eine nischenartige Erweiterung. Diese Nische ist knapp vier Meter lang und rund 2,30 Meter breit. Hier stand das triclinium, die Speiseliege der Römer. Das bedeutet, hier wurde geschlemmt und geschmaust – mit Blick auf das blutige Spektakel der Gladiatorenkämpfe. Die Römer bekamen so die Macht des Imperium Romanum über Leben und Tod gezeigt. Denn die Gladiatoren waren oft Kriegsgefangene und Sklaven, die Tiere kamen aus allen Gebieten des Großreiches.

M: Kunstvolles Töten, heldenhaftes Sterben – und dazu ein Gläschen Wein. Der römische „way of life“. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Hausherren regelmäßig die Spiele in Trier oder Mainz besuchten. Womöglich waren sie gar selbst an deren Ausrichtung beteiligt. 

F: Die Gestaltung dieser Nische unterscheidet sich komplett vom restlichen Mosaik: Während das Gladiatorenmosaik aus 13 bildlichen Darstellungen besteht, wurde die Nische lediglich mit Ornamenten gestaltet. Verlegt wurden sogenannte Peltenkreuze. Die Kreuze bestehen aus vier gebogenen Dreiecken, in der Mitte befindet sich jeweils ein sogenannter Gordischer Knoten. 

M: Dieser ist besonders kunstvoll verschlungen und galt in der Vorstellung der alten Römer als unentwirrbar und symbolisiert die Unendlichkeit. Das Peltenkreuz wiederum ähnelt der Swastika, einem uraltem Sonnensymbol, und steht ebenfalls für Ewigkeit und Leben. Beides sind antike Glücksbringer.

Entstanden ist das Mosaik zwischen 240 und 250 nach Christus, ursprünglich schmückte es wohl einen repräsentativen Speise- und Empfangssaals. Die Herstellung dauerte schätzungsweise neun Monate. In dieser Zeit verlegten die Handwerker – sage und schreibe – zwei Millionen Steine, und die sind teilweise nur so groß wie der Nagel eines Daumens. 

F: Die Arbeiter staunten wohl nicht schlecht, damals im Jahr 1893, als bei Bauarbeiten auf dem Gelände der Ziegelei Henke dieser Mosaikboden zum Vorschein kam. Ein Viereck, 7,4 Meter auf 6,7 Meter groß. Schnell mal rechnen: das sind knapp 60 Quadratmeter. Nach dem Fund legte man das Mosaik zunächst nur teilweise frei, später wurde ein Schutzgebäude errichtet. 

M: Für 30 Pfennig Eintritt konnte man sich das Mosaik anschauen. 1904 erwarb schließlich die Stadt Bad Kreuznach das Mosaik – für stolze 25.000 Mark. Es sollte aber noch knapp 60 Jahre dauern, bis man sich zur Hebung des Mosaiks entschloss und im vormaligem Karl-Geib-Museum in der Innenstadt ausstellte. 

F: Dazwischen überstand das Mosaik, wenn auch nicht ganz spurlos, den Zweiten Weltkrieg, einen Brand und eine heftige Überschwemmung. Seit 1983 befindet es sich hier im Museum Römerhalle, also fast wieder an jenem historischen Ort, an dem es verlegt wurde. Gefunden wurde das Gladiatorenmosaik im südwestlichen Teil der früheren Palast-Villa. Dieser Bereich rechts der Hüffelsheimer Straße ist heute bebaut. 

 

Foto: © Römerhalle Bad Kreuznach