Station: [29] Zünfte


In Mittelalter und Früher Neuzeit schlossen sich Handwerker in Zünften zusammen. Zünfte gab es nicht nur in den großen freien Reichsstädten, sondern auch in den zahlreichen kleinen und großen Residenzstädten. Sie hatten exklusive Aufnahmekriterien und regelten alle Belange des Handwerks – von den Fragen der Ausbildung, der Löhne und Preise bis hin zur Qualitätssicherung der handwerklichen Produkte. Lästige Konkurrenten versuchten sie vom Markt zu drängen, indem sie ihnen "das Handwerk legten".

Die Zünfte einer Stadt durften sich besonderer Privilegien erfreuen, die in Form von Zunftordnungen oder Zunftbriefen durch den Landesherrn verliehen wurden. Der älteste Zunftbrief aus dem Solmser Land wurde 1458 für die Schneider ausgestellt. An der Wand sind weitere Exemplare der Schneider, Bäcker und Leinweber aus der Residenzstadt Braunfels zu sehen.

Als Besonderheit haben sich auch zwei Zunftladen aus der Zeit des Grafen Heinrich Trajektin erhalten: Die Lade der Schuhmacherzunft von 1658 und die Lade der Hammerzunft von 1663. In den Laden wurden die wertvollsten Besitzungen der Zünfte aufbewahrt: die Zunftbriefe, Statuten und Namensverzeichnisse, die Siegelstempel, das Geldvermögen und weitere Prestigeobjekte.

Wie Heinrich Trajektin – an Station 18 haben wir Ihnen seine Uniform gezeigt – engagierte sich auch sein Nachfolger Wilhelm Moritz für den Ausbau seines Landes und der Residenzstadt Braunfels. Er stellte Zunftbriefe aus, siedelte aber auch Gewerbetreibende und Handwerker – besonders Hugenotten – in der Grafschaft an. Und nicht zuletzt verdankt ihm Braunfels seinen einheitlich angelegten, bis heute erhaltenen schönen Marktplatz.

Alle Abbildungen: © Schloss Braunfels