Station: [6] Manueller Buchdruck


Tatjana Digit: Sind das hier alles Druckmaschinen? Wenn ich mir da unsere heutige Druckerei vorstelle mit den modernen und digitalen Geräten!

Bruder Scriborius: Wohl wahr, wohl war. Diese Maschinen hier sind so groß wie alt. Hier zum Beispiel steht eine Tiegeldruckpresse mit Fußbetrieb. Um 1850 kam diese neue Form der Druckpresse auf den Markt. Druckform und Tiegel – das ist die Gegendruckform – waren nicht mehr horizontal, sondern vertikal angebracht und der Tiegel klappte während des Druckvorgangs gegen die Druckform. Die wurde von einem Walzenmechanismus eingefärbt. Dieser Tiegel mit Fußbetrieb wurde von einer Person bedient. Der Drucker musste die Blätter einzeln einlegen und dabei das Fußpedal treten, um das Schwungrad in Bewegung zu halten.

Tatjana Digit: Das macht sicherlich tolle Beinmuskeln!

Bruder Scriborius: Kommen Sie jetzt mal rüber zur anderen Seite.

Diese Stoppzylinderpresse von der Firma Koenig & Bauer aus dem Jahr 1855 war zu ihrer Zeit eine Revolution. Es war ein völlig neues Druckprinzip für den Zeitungs- und Buchdruck. Die Druckpresse besaß keinen Tiegel mehr, sondern das Papier wurde mit einem Zylinder an die waagerecht liegende Druckform gepresst. Die Schnellpresse besaß ein Farbwerk, das für die gleichmäßige Verteilung der Farbe auf die Druckform sorgte. Zwei Personen mussten die Maschine bedienen. Eine drehte das große Schwungrad, um Energie zu erzeugen. Während der Gehilfe das Rad drehte, stellte sich der Drucker auf die Stufe der Maschine und legte Bogen für Bogen einzeln ein. Ein Zylinder hielt das Papier fest und rollte es dann mit dem nötigen Druck über die Druckform. Die können Sie hier auch sehen. Mit großen Buchstaben, mit den Klischees für Bilder und den Blindmaterialien, die nicht mitdrucken, um Leerräume abzubilden.

Mit dieser Maschine konnten 800 Drucke in der Stunde gefertigt werden. Die danebenstehende Stoppzylinderpresse ähnelt sehr der von Jacob Weiss erworbenen Johannesberger Schnellpresse aus dem Jahr 1921. Diese druckte schon 1.200 Bögen in einer Stunde.

Fotos: © Druckereimuseum Weiss