Station: [116] Flachsverarbeitung


F: Flachs oder Lein ist eine einjährige Pflanze. Im Frühjahr gesät, blüht er im Frühling herrlich blau. Im Frühsommer werden die langen, dünnen Stängel geerntet, indem sie aus der Erde gerissen und in Garben getrocknet, dann eingeweicht und verarbeitet werden. Schließlich entstehen aus den ehemaligen Flachshalmen feinste Leinenstoffe. Auf Plattdeutsch hört sich das so an:

F: Ers wör ik jung und schön,

denn drög ik ne blaue Krön

as ik old wör, dor ruff’n se mi

un dor truff’n se mi,

doch all de Minschen drägen mi

M: Die Verarbeitung der Flachsfasern ist aufwändig und nahm früher den ganzen Herbst und Winter in Anspruch. Zunächst müssen die Samenkapseln entfernt werden. Dafür zog man die Stängel durch große, grobe Kämme. Aus den so gewonnenen Samen konnte Leinöl gepresst werden. Dann mussten die Halme gebrochen und die holzigen Bestandteile aus der Faser gelöst werden. Die Halme wurden gehechelt, also wieder und wieder durch eine eiserne Bürste gezogen, bis man ganz weiche Faserbündel hatte. Dann kam das Spinnrad zum Einsatz, auf dem aus den Fasern feines Garn entstand. Das Garn konnte noch gefärbt werden und wurde schließlich auf dem Webstuhl zu feinen Leinentüchern verwebt – ein monatelanger Arbeitsprozess, bei dem jeder mit anpacken musste. Auf Plattdeutsch hört sich das so an:

F: Wenn dat buten regn’t un sneet,

komt de Spinn- und Webertiet.

Wenn es draußen regnet und schneit

Kommt die Spinn- und Weberzeit.

F: Im Frühjahr schließlich breitete man das fertige, aber noch gräuliche Tuch auf den Wiesen aus, um es zu bleichen. Natürlich musste das so mühsam hergestellte Gut bewacht werden! Eine solche Bleichwiese mit der dazugehörigen Wachhütte ist auch hier auf dem Museumsgelände zu besichtigen.

Fotos: © Tanja Heinemann