Station: [202] Kollergang und Ölpresse


M: In einer Mühle ist es nie still. Da rumpelt, quietscht und poltert es aus allen Winkeln und Ecken. Der Kollergang hat seinen lautmalerischen Namen sogar von dem Gerumpel, das die großen Steinräder verursachen, wenn sie im Kreis über die große Steinplatte, den Bodenstein, laufen.

F: Hier wird kein Mehl oder Schrot, sondern Öl hergestellt: aus Leinsamen, Sonnenblumenkernen, Bucheckern, Raps- oder Rübsaat. Wie das funktioniert? Ganz einfach: Zunächst wird die Saat auf den Bodenstein gekippt. Treten Sie jetzt ein paar Schritte zurück und schauen nach oben: Sie sehen ein großes Rad, dessen hellere Kämme erst kürzlich ersetzt wurden. Dieses Kammrad ist über eine Welle mit einem Kegelrad und der Königswelle im Stockwerk darüber verbunden. Es versorgt den Kollergang mit Energie aus Windkraft. Fängt das Rad an sich zu drehen, dann setzen sich langsam und rumpelnd die senkrecht stehenden Laufsteine in Bewegung – sie kollern los und zermalmen die Ölsaaten auf dem Bodenstein.

Durch die Zentrifugalkraft werden die zerquetschten Saaten nach und nach auf die Rundbretter am Rand geschoben und unter dem Schluckloch in einem Holzkasten oder einer Kupferpfanne gesammelt.

M: Jetzt kommt die Ölpresse ins Spiel, die Sie gleich hinter dem Kollergang sehen. Das Mus, also die zerquetschten Saaten, wird angewärmt und in den rostfarbenen Zylinder gegeben. Wenn sich dann sich die Presse senkt, fließt das Öl durch die vielen Löcher in die Auffangrinne und wird von dort in Flaschen oder Fässchen abgefüllt. Pro Zentner Saatgut kann der Bauer mit 12 bis 14 Litern Öl rechnen.

F: Übrig bleiben die zerquetschten und zu einem dichten Klumpen zusammengepressten Schalen und Zellwände der Saaten, der sogenannte Ölkuchen. Doch dieses Abfallprodukt wird nicht etwa weggeworfen! Es ist ein hervorragendes Futtermittel. Es schmeckt gut und sorgt dafür, dass Kühe, Schafe oder Pferde ein schönes, glänzendes Fell bekommen.

M: Oft war der Ölkuchen sogar der Lohn des Müllers, den der Bauer ihm nach vollendeter Pressung überließ.

Fotos: © Tanja Heinemann