Station: [204] Sackaufzug und Luke


M: Die Luken und Löcher im Boden sind nichts für schwache Nerven! Doch sie sind nötig, um die Mühle von oben bis unten funktionieren zu lassen. Die großen Wellen und Kamm- und Zahnräder übertragen die Windkraft von der Kappe, also von der Spitze der Mühle, bis hinunter in den untersten Söller, das unterste Stockwerk.

F: Umgekehrt musste das angelieferte Getreide erst einmal nach oben, zum Mahlgang, transportiert werden. Dafür gibt es den Sackaufzug, der selbstverständlich ebenfalls mit Windkraft angetrieben wird. Der Müller befestigt einen prall gefüllten Sack an einer Kette, die wiederum an einem Seil befestigt ist. Der schwere Sack wird dann über eine Winde, durch Windkraft angetrieben, nach oben gezogen bis auf den Mahlboden. Der Sack wird durch die waagerechten Falltüren gezogen. Sobald der Sack hindurch ist, fallen sie wieder zu. Dann kann auch kein Müller nach unten fallen.

M: Nach dem Mahlvorgang im Stockwerk über uns rieselte das gemahlene Korn wieder bis hierhin herunter und fiel durch die Mehlpfeife in die aufgespannten Säcke, die dann über den Sackaufzug wieder nach unten gelassen werden konnten. Überall drehte und quietschte und knirschte es. Und oft genug kam es vor, dass sich durch die Reibungswärme ein Holzteil entzündete. Damit dann gleich das rettende Löschwasser zur Hand war, befindet sich hier, auf dem ersten Boden, ein runder Bottich, in dem stets mehrere hundert Liter Wasser standen.

F: Ein Unfall oder Mühlenbrand galt als schlechtes Omen. Und war eine Mühle erst einmal abgebrannt, dauerte es zwar meist nur ein Jahr, um sie wieder aufzubauen. Oft genug errichtete man sie aber lieber an anderer Stelle neu – sicher war sicher. Auch einige der Ortswechsel, die unsere Mühle in ihrem mehr als 200jährigen Leben schon hinter sich hat, dürften auf solche volkstümlichen Vorsichtsmaßnahmen zurückzuführen sein.

Fotos: © Tanja Heinemann