Station: [10] Die Weber – Käthe Kollwitz


Hier noch … und da noch. Die Stelle da muss noch etwas dunkler werden.

Na, Käthe, an was arbeitest du? Immer noch an deinem „Weberaufstand“? Das wievielte Bild ist das jetzt?

Das hier? Das ist das fünfte Bild. Noch eins, dann ist der Zyklus fertig. Die ersten drei Bilder habe ich als Lithographie gemacht. Aber weißt du was? Mittlerweile bin ich mutiger geworden und technisch versierter. Deshalb fertige ich die letzten drei Motive nun als Radierung an. Wie findest du es?

Düster. Traurig. Man sieht das Elend der Weber. Wie bist du nur auf das Thema gekommen?

Ich war vor einiger Zeit im Theater, in der Freien Bühne, hier in Berlin. „Die Weber“ von Gerhardt Hauptmann hatten Uraufführung. Es war sensationell, die Ergriffenheit der Besucher beispiellos. Die Zensurbehörden sind natürlich alarmiert, sie sehen in dem Drama einen Aufruf zum Klassenhass. Es gibt diverse Prozesse. Aber das wird nicht helfen. „Die Weber“ wird schon bald eines der bekanntesten und meistdiskutierten Werke sein. Und ich selbst kann nur sagen, dass diese Aufführung (…) einen Markstein in meiner Arbeit bedeutete (...). Ich glaube sogar, der Weber-Zyklus wird eines meiner bekanntesten Werke sein.

Aber es gibt einen Unterschied zu Hauptmanns Drama. Nicht wahr?! Bei Hauptmann dreht sich alles um den Weberaufstand von 1844. Damals wurde der mechanische Webstuhl eingeführt – unzählige Weber wurden daraufhin arbeitslos. Du, liebe Käthe – das erkenne ich sofort –, hast auf jegliche historische Stilisierung verzichtet. Du zeigst die Leute in der typischen Arbeiterkleidung der Industrialisierung. Deine Bilder werden Kaiser Wilhelm II. ganz und gar nicht gefallen.

Dann soll er mir auf der Großen Berliner Kunstausstellung 1898 eben keine Medaille verleihen. Meinen künstlerischen Durchbruch kann er damit nicht verhindern.

Alle Abbildungen: © BRENNET Textilmuseum