Station: [39] Der Tote im Schacht


Der Kleeberg ist eine Erhebung zwischen Hartenstein und Königstein in der Oberpfalz. 1980 vermuteten Höhlenforscher aufgrund einer kleinen Senke am Kleeberghang den Eingang einer Höhle und begannen zu graben. Als vorgeschichtliche Funde zutage traten, setzte man die Grabung unter archäologischen Bedingungen fort. Man legte eine Schachthöhle von etwa 19 Meter Tiefe frei, die jedoch bereits in vorgeschichtlicher Zeit bis auf etwa 5 Meter Tiefe natürlich verfüllt war.

Neben Scherben, einem Hammerkopf aus Geweih, einem Hundeschädel und verschiedenen Holzkohlenreste fand man auch unzusammenhängende Einzelteile eines menschlichen Skeletts. Diese spektakulären menschliche Überreste boten später Anlass zu weitreichenden Spekulationen über rituelle Menschenopfer und Kannibalismus.

Neuere Untersuchungen aus dem Jahr 2019 ergaben jedoch ein anderes Bild: Es handelt sich um das Teilskelett eines jungen Mannes. Er war schwer krank, litt unter einem Hohlkreuz und fortgeschrittener Knochentuberkulose. Tierische Fraßspuren an den Knochen zeigen, dass die Leiche des Mannes einige Zeit im Freien lag, wohl außerhalb des Schachtes. Sein Körper wurde wahrscheinlich auch von Tieren zerteilt. Wahrscheinlich fanden andere Menschen die Reste und verbrachten sie in den Schacht. Möglicherweise wurde dabei auch ein Beerdigungsritual mit Beigaben zelebriert, um dem Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen.