Station: [26] Kilindi


Solch gedrehte Eisenstäbchen wurden vom westafrikanischen Volk der Kissi als Zahlungsmittel hergestellt. Sie hiessen Kilindi – bei den Europäern auch oft «Kissipennies» – und liefen bis um die Mitte des 20. Jahrhunderts im Grenzgebiet von Guinea, Sierra Leone und Liberia als Geld um. Um 1920 bekam man für 2 Kilindi ein Handvoll Kolanüsse, einen Bund Bananen oder 20 Orangen. Ein einzelner Kilindi hatte also nur eine geringe Kaufkraft. Deshalb wurden die Stäbchen meist in Bündeln zu 20 Stäbchen gehandelt; der Wert einer Kuh lag z. B. bei 100 Bündeln à 20 Stäbchen. Kilindi war aber mehr als gewöhnliches Geld: Die Stäbchen hatten eine «Seele». Nur ein Medizinmann konnte einen zerbrochenen Kilindi wieder flicken – gegen Entgelt natürlich. Solange er zerbrochen war, hatte der Kilindi keine Seele und galt nicht als Geld. Kilindi spielten auch als rituelle Symbole eine Rolle. Starb eine wichtige Person, legte man ihr zerbrochene Stäbchen mit ins Grab. Auch Brautzahlungen wurden und werden noch immer teilweise in Kilindi beglichen.