Station: [6] Jüdisches Eppingen – Spuren aus vielen Jahrhunderten


Familie Herz, Familie Levi, Familie Mayer – Namen sind nicht Schall und Rauch! Mitglieder der genannten Familien lebten nachweislich in Eppingen.
Es sind allesamt jüdische Familien, von denen hier die Rede ist und deren kulturelle Relikte bis heute vom jüdischen Leben in unserer Stadt berichten.

Waren es im 14. Jahrhundert nur vereinzelte Familien, die sich hier als sogenannte „Schutzjuden“ niederließen, ist spätestens seit dem 17. Jahrhundert die Existenz einer jüdischen Gemeinde verbrieft. Ihren Lebensunterhalt verdienen sie vornehmlich mit dem Vieh- und Getreidehandel.

Es muss um das Jahr 1773 gewesen sein, als die Juden in Eppingen ihren Versammlungsort von der Metzgersgasse in die „Alte Synagoge“ in der Küfergasse verlegten. Sie wurde über der bereits bestehenden Mikwe – einem jüdischen Ritualbad – neu erbaut. Desgleichen zeugt der gut erhaltene „Hochzeitsstein“ in der Außenmauer des Gebäudes von dessen Bedeutung. 

1839 leben schließlich 222 Menschen mosaischen Glaubens in Eppingen. Eine Zahl, die in den folgenden Jahren jedoch wieder schrumpfen wird, wandern doch viele Juden in Folge des Badischen Emanzipationsdekrets von 1862 in größere Städte wie Mannheim oder Karlsruhe ab. 

Auch der Bau der „Neuen Synagoge“ im Jahre 1873 kann nicht verhindern, dass immer mehr Juden die Stadt verlassen. Zur Jahrhundertwende leben nur noch 124 Juden hier, eine Zahl, die sich im Jahr der Machtergreifung 1933 weiter auf 60 reduziert.

Viele jüdische Mitbürger ziehen in dieser dunklen Zeit in größere Städte oder ihnen gelingt die Auswanderung nach Palästina, in die USA, Südafrika oder Neuseeland.
Die beiden letzten in Eppingen lebenden Ehepaare Siegel und Sternweiler werden wie alle badischen Juden 1940 deportiert und fallen der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft zum Opfer. 

Im Gegensatz zur Neuen Synagoge überdauern die Alte Synagoge und der jüdische Friedhof mit seinen außergewöhnlichen Bildern und Symbolen auf den Grabsteinen die Zeit des Nationalsozialismus. Sie können heute noch besucht werden.

Alle Abbildungen: © Stadt- und Fachwerkmuseum Eppingen